Auf der Tourismusmesse in Tokyo.

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Mein Mann befand sich diesen Sonntag mit Freunden im fernen Osaka, also beschloss ich, etwas zu machen, was ich nur ohne ihn machen kann: Ich ging auf eine Messe. Mein Mann hasst sämtliche Veranstaltungen, auf denen es viele Leute und viel Lärm gibt.

Im Tokyo Big Sight, dem großen Messegelände, nahm die Tourismusmesse zwei Hallen ein: Eine für Japan und eine für den Rest der Welt. Ich ging zuerst zum Rest der Welt, was ein schrecklicher Fehler war. Warum erkläre ich weiter unten. 🙂

Die Halle war je nach Region (Afrika, Mittlerer Osten, etc.) aufgeteilt. Leider gab es an vielen Ständen nicht allzu viel zu sehen. Wenn es etwas wirklich viel gab, war das VR, also diese Virtual Reality-Brillen. Ich hatte das noch nie vorher ausprobiert, musste aber im Laufe des Tages feststellen, dass mir von so etwas durchaus schlecht werden kann. Es ist einfach sehr desorientierend. Natürlich verstehe ich, warum man so etwas gern einsetzt, zumal im Tourismus-Bereich, aber es ging irgendwie auf Kosten von anderen Dingen.

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Ziemlich super fand ich z.B. diese Panda-Cam, die Live aus China übertrug. Am Stand für Thailand konnte man sich massieren lassen, und an einigen Ständen, z.B. dem von Finnland, gab es Vorträge.

Am einfachsten hatten es natürlich die Stände der Fluggesellschaften: Bei ANA, JAL und einigen anderen Linien gab es Piloten- und Stewardessenuniformen, die man sich oder seinen Kindern anziehen konnte. Bei One World konnte man sich mit Stewardessen fotografieren lassen (ich habe da auch ein Foto auf Instagram 😉 ).

Außerdem vertreten: Die Flughäfen Narita und Haneda, wobei man bei Haneda etwa eine Stunden anstehen durfte, um sich ein Video anzugucken. Nicht so super, aber immerhin bekam man zum Schluss Deko-Klebeband, ein Ringbuch mit falschem Deutsch auf dem Cover („Fliegen in der Himmel“) und anderen Krimskrams.

Nachdem ich mehrere Stunden im internationalen Bereich verbracht hatte, begab ich mich in die Japan-Halle und merkte sofort, was für einen schweren Fehler ich begangen hatte.

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Die japanischen Aussteller waren viel viel besser als die aus dem Ausland. Erst einmal gab es viel mehr Zeug, ich bekam Kartenspiele, Fächer, eine Flasche Bier, eine Dose Hochprozentiges, und immer wieder kostenloses Essen und Alkohol. So viel Alkohol…

Außerdem liefen Maskottchen durch die Halle, an vielen Ständen standen hübsche Jungs und Mädels und die Stände selbst waren auch oft sehr viel schöner. Ist klar: Wenn man das ganze Zeug nur im Inland transportieren muss, geht das einfacher.

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Dann kann man auch, wie an einigen Ständen gesehen, schon eimal heißes Quellwasser mitbringen. Wenn man noch viel Platz im Gepäck hat, reicht das sogar für ein Fußbad. Oder man bringt Fahrräder mit, und lässt die Leute virtuell durch die Natur Hokkaidos radeln. Oder man baut, wie Okinawa, ein ganzes Aquarium mit bunten Fischen auf. Witzig war es auf jeden Fall, auch wenn ich nicht wirklich neue Ideen für Reiseziele bekam. Dass eigentlich ganz Japan eine Reise wert ist, war mir schon vorher klar. 😉

Um halb fünf ging es recht erschöpft wieder nach Hause. Die Veranstaltung war zwar sehr interessant, aber das lange Anstehen war oft ermüdend. Vor allem in der internationalen Halle stand man teils wirklich lange einfach in einer Schlange.

Wer sich für 1,300 Yen mal durch viele Sake-Sorten trinken möchte, kann das hier aber problemlos tun. 😉

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Ein Nachmittag nur für mich.

Am Freitag ging ich aus mir im Nachhinein absolut unverständlichen Gründen davon aus, dass mein Mann am Nachmittag frei haben würde. Also beschloss ich, mir auch den Nachmittag freizunehmen und mit ihm das gute Wetter zu genießen.

Als ich erfuhr, dass ich da etwas missverstanden hatte, war die E-Mail an meinen Chef schon versendet, und so verbrachte ich den Nachmittag allein. Da ich in letzter Zeit eher wenig Zeit nur für mich habe, war das aber auch mal ganz schön. 🙂

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Mein erster Halt war der Koishikawa Kōrakuen (小石川後楽園). Er ist einer meiner liebsten Gärten in Tokyo und liegt auf meinem Arbeitsweg. Im Garten angekommen sah ich ein Hochzeitspaar beim Photoshoot. Es war sicher unglaublich heiß, ihr wollt gar nicht wissen, wie viele Lagen die Frau trägt, aber sie haben sich sehr gut geschlagen.

Ich schaute dem Treiben mit einem Softeis in der Hand zu.

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Weiter ging es in einem Teil des Gartens, an dem derzeit Volgescheuchen ihren Dienst tun. Was sie da genau beschützen, weiß ich nicht, aber es sah spannend aus. Ich setzte mich auf eine Bank und las ein bisschen. Vor kurzem habe ich begonnen, mir die Millennium-Trilogie von Stieg Larssen noch einmal durchzulesen.

Man sieht es auf den Fotos nicht, aber es waren auch viele andere Leute unterwegs, vor allem Hobbyfotografen mit ihren Spiegelreflexkameras. Ich hatte nicht vorgehabt, einen Garten zu besuchen, und fotografierte mit meinem Handy.

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An dieser Brücke traf ich auf einen französischen Touristen, mit dem ich mich kurz unterhielt. Er bat mich, ein Foto von ihm auf der Brücke zu machen. An sich fände ich es auch sehr spannend, einmal ganz allein zu verreisen, aber wahrscheinlich würde mich doch die Einsamkeit überkommen.

Direkt neben dem Garten befindet sich der Tokyo Dome, ein Baseballfeld, das auch für andere Veranstaltungen genutzt wird, und ein Einkaufszentrum. Im Einkaufszentrum befindet sich ein Lush, und da ich in letzter Zeit Probleme mit meiner Haut habe (und es durch sämtliche Drogerieartikel nicht besser werden wollte), kaufte ich einfach ein Anti-Pickel-Gel (Grease Lightning) und eine der neuen Jelly-Masken (Birth of Venus). Außerdem kam das Haarspray Sea Spray mit. Die Verkäuferin war sehr nett, aber ich glaube ich mag Lush in Deutschland und England doch lieber. Dort ist es auch nicht so teuer. 😉

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Auf dem Weg zurück zum Bahnhof fiel mir ein, dass es in dem Einkaufszentrum auch ein Mumin Café gibt. Dort gibt es einerseits Gebäck und andererseits auch Desserts und Hauptgerichte. Das Gebäck kann man sich entweder einpacken lassen, oder im Café essen.

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Ich aß mein Käsebrot und meinen Mango-French-Toast im Café. Das Essen, das ich auf den anderen Tischen sah, sah wirklich lecker aus, aber ich hatte nicht genug Hunger, um noch etwas zu bestellen. Die Dekoration des Ladens ist auch wirklich niedlich und themengetreu.

Was an dem Restaurant ein wenig eigenartig ist, ist, dass die Mitarbeiter große Plüschfiguren der Mumin-Charaktere an die Tische der Gäste setzen, und die tatsächlich immer wieder umgesetzt werden. Vielleicht, damit jeder mit seinem Lieblingscharakter essen kann? Ich weiß es nicht, fand es aber, vor allem weil keine Kinder anwesend waren, etwas lächerlich.

So entspannt und gesättigt machte ich mich auf den Weg nach Hause, und auch heute merke ich noch, dass dieser Nachmittag des „etwas nur für mich tun“ wirklich nötig war. Andererseits sind die Temperaturen wieder gefallen und ich war beim Friseur, vielleicht liegt es also auch daran. 😉

Wann habt ihr das letzte Mal einen Nachmittag oder einen Tag nur für euch genutzt?

Kurz eingeschoben: Die Miyazaki-Uhr.

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Zum internationalen Vatertag wollten wir meinem Schwiegervater eine spezielle Spirituose zukommen lassen und fuhren zwecks dessen nach Shinbashi (新橋). Zum Glück konnte ich mich daran erinnern, dass in Shinbashi irgendwas war mit Ghibli, und so sah ich zum ersten Mal die größte Uhr aller Zeiten. 😀 Unten rechts auf dem Foto könnt ihr die Köpfe von Besuchern sehen.

Der Regisseur Miyazaki Hayao hat sie für Nippon TV entworfen, und an der Zentrale des Senders tut sie ihren Dienst.

Eigentlich gibt es um 10*, 12, 15, 18 und 20 Uhr eine kleine Vorführung, doch als wir dort waren, war die Uhr aus unbekannten Gründen beurlaubt. Ein Video findet man aber z.B. hier (Vorsicht, lautes Geräusch im Video, Ton leiser stellen!), und irgendwann werde ich sicher mal wieder dort vorbeilaufen.

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Das Edo-Tokyo Open Air Arcitectural Museum.

Letztes Wochenende fuhren mein Mann und ich über eine Stunde mit der Bahn nach Musashi-Koganei (武蔵小金井). Mit dem Bus, übrigens auch auf Englisch ausgeschildert, kommt man vom dortigen Bahnhof aus recht einfach zum Edo Tokyo Freiluft-Architekturmuseum (江戸東京たてもの園).

Dort befinden sich Nachbauten historischer Gebäude in Originalgröße. 🙂 Recht nah am Eingang steht z.B. das gelbe Haus, das ihr oben sehen könnt. Dieses Haus stand ursprünglich in Den’en Chōfu (田園調布) in Tokyo, und ist, für 1925, stark an europäische Architektur angelehnt. Putzig, oder? 🙂

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Zugegebenermaßen wollte ich vor allem das Badehaus sehen. Dieses war wohl auch eine Inspiration für das Badehaus in „Chihiros Reise ins Zauberland“. Ursprünglich wurde es 1929 im Bezirk Adachi in Tokyo erbaut. Es ist ein recht typisches altes Badehaus.

Was einem bei den ganzen ausgestellten Wohnhäusern auffällt, ist übrigens die absolute Abwesenheit einer Badewanne oder, wie klein diese ist. Damals gingen alle Japaner in offene Bäder wie dieses. Heute gibt es noch einige, aber sie werden immer unbeliebter.

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Bei diesem Badehaus fand ich übrigens ganz spannend, dass die Fenster im Umkleideraum der Männer teilweise durchsichtig sind. Mein Mann meinte, dass das bei Männern ja egal sei, wer da etwas sieht. Aha. 😉

Viele der ausgestellten Gebäude sind Geschäfte, ob das nun ein Blumen- oder ein Schreibwarenladen ist. Es ist wirklich ganz spannend zu sehen, wie damals eingekauft wurde. Oftmals sind die Auslagen den historischen Begebenheiten nachempfunden worden. Mit Supermärkten hat das eher gar nichts zu tun.

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Das Museum ist in drei Bereiche aufgeteilt: West-, Mittel- und Ostzone. In der Ostzone befindet sich eine ganze kleine Einkaufsstraße, die ich vom ganzen Museum am liebsten mochte. Da würde man doch gern mal in der Zeit reisen, um so eine Straße mit geöffneten Geschäften erleben zu können.

Übrigens war auch eine historische Straßenbahn ausgestellt – von der Sorte, wie sie noch immer in Matsuyama fahren. 😀 Irgendwie fand ich das ziemlich witzig.

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Der Rest des Museums besteht hauptsächlich aus Wohnhäusern, die auch alle sehr schön und in verschiedenen Stilen sind. In einem der Häuser, von einem deutschen Architekten, gibt es auch ein niedliches kleines Café. 🙂

Den Besuch würde ich jedem, der Interesse an japanischen Gebäuden hat, ans Herz legen. Die Beschreibungen an den Häusern sind auch auf Englisch verfasst, insofern hat man gar keine Probleme, wenn man kein Japanisch spricht.

Zugegebenermaßen war ich nach etwa zwei Dritteln der Häuser ziemlich fertig, aber Spaß hatte ich trotzdem.

Der Winkekatzen-Schrein in Asakusa.

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Wir gehen mal wieder ein wenig in der Zeit zurück. 😉 Anfang Mai war ich mit meinen Eltern in Asakusa (浅草). Wir sahen uns die Läden vor Ladenöffnung an, aßen Agemanjū (揚げ饅頭), wurden von einem Brautpaar überholt, und hatten nach recht kurzer Zeit schon nichts mehr zu tun. Dafür war es immerhin nicht übermäßig voll.

Wir beschlossen also kurzfristig zum Winkekatzen-Schrein in Asakusa zu gehen. Angeblich kommen die beliebten Winkekatzen, die in japanischen Geschäften die Kundschaft anlocken sollen, aus der Umgebung des Imado-Schreins (今戸神社 Imado-Jinja).

Tatsächlich wimmelt es in dem Schrein nur so vor Winkekatzen.

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Auf den Plaketten (絵馬 Ema) sind Winkekatzen, am Schreingebäude stehen Winkekatzen, und es gibt ein Winkekatzen-Musikvideo, welches im Schrein abgespielt wird. Der Besuch lohnt sich, wenn man auf Winkekatzen steht. Ansonsten ist es leider so, dass dieser Schrein genau ein Gimmick hat, und das gnadenlos ausschlachtet. Eine besondere Atmosphäre erhält er dadurch aber leider nicht.

Kann man machen, muss man aber nicht. 🙂