Die Kimonos meiner Schwiegergroßmutter.

Es gibt in meiner japanischen Familie ein Familienmitglied, dass ich noch nie getroffen habe, und das dennoch immer irgendwie anwesend ist: Die Mutter meines Schwiegervaters. Sie ist vor inzwischen fast dreißig Jahren an Krebs verstorben, aber sie kommt in den Geschichten, die zuhause erzählt werden, immer wieder vor. Zum Totenfest im Sommer ist sie noch einmal präsenter, denn jeden Tag wird für sie mitgekocht. Als wir vor vielen Jahren alte Heimvideos von Videokassetten auf eine Festplatte brachten, war sie plötzlich zu sehen, und die Stimmung im ganzen Raum änderte sich schlagartig. Wenn meine japanische Familie so etwas wie eine Schutzheilige hat, ist es diese Großmutter.

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Muster auf einem Kimono

In den Jahren seit meiner Heirat habe ich natürlich einiges über sie gehört. Dass sie unermüdlich gearbeitet hat, um meinem Schwiegervater den Unibesuch zu ermöglichen. Dass sie selbst kein leichtes Leben hatte. Dass ihr einziges Enkelkind, mein Mann, ihr ganzer Stolz war. Und, dass sie Kimonos schneiderte.

Viele dieser Kimonos wurden weggegeben, doch einige haben wir noch. Meine Schwiegermutter trug einen von ihnen bei unserer Hochzeit in Deutschland. Es sind die schönsten Kimonos aller Zeiten, die meine Schwiegermutter in einer Kiste aufbewahrt. Diese Kiste gehört nun mir, und ich möchte sie nutzen.

Leider war meine Schwiegergroßmutter für japanische Verhältnisse nicht riesig, und selbst meine Schwiegermutter, für die einige der Kimonos genäht wurden, ist zehn Zentimeter kleienr als ich. Kimonos passen sich zwar der Körperfülle an, aber in Sachen Körpergröße muss man gucken. Die erste große Frage war also, ob ich die Kimonos überhaupt tragen können würde.

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Am Samstag gingen wir also zu meinen Schwiegereltern und ich guckte mir zusammen mit meiner Schwiegermutter alle Kimonos und Obis an. Sowohl Kimonos als auch Obis werden in große Papier-Umschläge verpackt verkauft und dann auch gelagert, und bei meiner Schwiegermutter war vieles noch in den originalen Verpackungen. Allein durch die spürt man das Alter des Inhalts. Auf dem Umschlag oben steht „Telefon: Ichikawa (34) Nummer 1515“. Hat heute noch irgendjemand so kurze Telefonnummern? Den Laden gibt es leider nicht mehr. Diese Kimonos stammen höchstwahrscheinlich aus den 70ern und 80ern, als mit Kimonos pro Jahr umgerechnet etwa 13 Milliarde Euro umgesetzt wurden. Heutzutage sind es etwa 2 Milliarde Euro, und die Umsätze fallen weiter.

Das hört sich ziemlich traurig an, ist es auch, aber auch ich werde die Kimono-Industrie nicht hochpäppeln, denn: Sie passen! 🙂 Teilweise sind die Ärmel etwas kurz, das passiert mir auch mit ganz normaler japanischer Kleidung, aber es gibt keine Probleme, über die man nicht hinwegsehen könnte. Man kann die Ärmel wohl auch teils einige Zentimeter verlängern lassen, aber ich habe ein wenig Sorge, ob das dann danach noch gut aussieht.

Drei der Kimonos wurden tatsächlich noch nie getragen, die Fäden, die bei Transport alles fixieren sollen, wurden nie gezogen. Einerseits ist das schade, denn die Kimonos sind alle sehr schön, andererseits ist es für mich natürlich nicht schlecht.

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Ein Obi

Jetzt muss ich nur noch eine Gelegenheit finden, um die schönen Stoffe zu tragen. Mein Mann ist nämlich überzeugt davon, dass sich seine Großmutter sehr freut, dass ich die Kimonos trage – Da will ich sie nicht enttäuschen. 🙂

Vielleicht wird es ja erst einmal dieser hier:

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Er hat zwei Ärmel, ich habe ihn aber für’s Foto etwas gefaltet.

Allerdings werde ich mir wahrscheinlich einen ein wenig unauffälligeren Obi suchen müssen.

Habt ihr solche Erbstücke? Schmuck? Kleidung? Bücher? 🙂

Suchbegriffe: 18. Januar 2018.

Die Leute landen über die verrücktesten Suchbegriffe auf diesem Blog. Manchmal schüttele ich dann den Kopf und frage mich, wer denn nach so etwas sucht. Manchmal sind die Fragen aber auch berechtigt, deswegen dachte ich mir, dass ich sie in unregelmäßigen Abständen beantworten möchte. 🙂 Los geht’s.

„Warum heiraten japanische Männer keine Ausländerinnen?“

Das hält sich penetrant, aber Japaner heiraten Ausländerinnen. Die, die das kategorisch ausschließen, sind selbst schuld.

„Kleidung in Japan kaufen Größen“

Japanische Bekleidung gibt es leider oft nur in zwei bis drei verschiedenen Größen. Etwas mehr Auswahl bieten Läden wie Uniqlo oder GU. Besonders, wenn man ein wenig kräftiger gebaut ist, kann es aber sein, dass man in Japan kleidungstechnisch stark eingeschränkt ist.

„Auswandern als Deutscher nach Japan, welche Bestimmungen gibt es?“

Wenn man noch jung ist, kann man ganz unkompliziert mit einem Working Holiday-Visum nach Japan kommen. Falls das nicht mehr gehen sollte, muss einen im Normalfall ein Arbeitgeber sponsern. Dabei hilft es, wenn man einen Uni-Abschluss hat. Hat man ein Arbeitsvisum, kann man den Ehepartner und minderjährige Kinder mit nach Japan nehmen. Alternativ kann man immer einfach heiraten. 😉

„Obi Binden Kimono“

Leider habe ich noch keine Anleitung für einen Kimono-Obi, wenn’s einer für einen Yukata auch tut, findet ihr eine Anleitung hier.

„Japanisch di schreiben“

Wenn man auf der japanischen Tastatur einfach di tippt, kommt ji (ぢ) raus. Heißt man wie ich Claudia, braucht man aber ディ. Das bekommt man, wenn man „dhi“ tippt.

 

„Kanji schnelle Methode“

Es gibt keine schnelle Methode. Bei Kanji heißt es, sich reinzuknien und zu lernen. Etwas mehr Spaß kann das machen, wenn man einen Manga mit angegebenen Kanji-Lesungen (Furigana) liest.

Auf Japanisch:

Unglaublich – 信じられない (shinjirarenai) oder ありえない (arienai)

Halt den Mund – うるさい (urusai)

Aomori, Teil 4: Aomori Stadt. (2)

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Den letzten Tag unserer Reise begannen wir in einem Markt. Das Aomori Fisch- und Gemüse-Center (青森魚菜センター) war nur zwei Minuten von unserem Hotel entfernt. Dieser Markt hat sich etwas ausgedacht, um Touristen anzulocken.

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Es gibt Nokkedon (のっけ丼). Nokkedon besteht aus den Wörtern 乗っける (nokkeru), „etwas auf etwas anderes packen“, und 丼 (don), eine Schüssel Reis. In dieser Markthalle kauft man sich Coupons, zehn für 1300¥ (9,60€) oder fünf für 650¥ (4,80€), und kann diese dann gegen Zutaten für den eigenen Nokkedon umtauschen. Das macht wirklich viel Spaß, weil man mit seinen eigenen Coupons etwas haushalten muss, dafür aber wirklich nur Sachen bekommt, die man essen möchte. Tipp: Wenn man zum Schluss noch einen Coupon übrig haben sollte, kann man den gegen Misosuppe umtauschen.

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Wir hätten um ehrlich zu sein noch viel mehr essen können, wollten es aber nicht übertreiben. Nokkedon ist nicht die günstigste Art, Sushi zu essen, aber es macht riesigen Spaß und der Fisch ist auch wirklich vorzüglich.

Für uns ging es ersteinmal zurück ins Hotel, denn wir mussten auschecken, unseren Koffer woanders unterbringen und in den Bus zum Kunstmuseum der Präfektur Aomori (青森県立美術館) steigen. In dem Museum fand zeitgleich eine Ausstellung zu einem Anime- oder Mangazeichner statt, deswegen hat das, vom Architekten Aoki Jun (青木淳) entworfene, Gebäude Augen. Wer nur die ständige Ausstellung sehen möchte, bezahlt dafür 510¥ (ca. 3,80€). Leider darf auch in diesem Museum, wie den meisten japanischen Museen, nicht fotografiert werden.

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Eine Ausnahme stellt der Aomori-ken von Nara Yoshitomo dar. Er ist so etwas wie das Maskottchen des Museums. Wenn es wärmer ist, kann man ihn auch näher betrachten. Der Name an sich ist ein Wortspiel: -ken heißt sowohl Hund (犬) als auch Präfektur (県). Zu diesem Hund gibt es außerdem ein Kinderbuch. Dort ist der Hund so groß, dass die Menschen seine Existenz gar nicht wahrnehmen, was den Hund sehr einsam macht. Eines Tages bemerkt ihn ein kleines Mädchen, und sie werden Freunde. Ein weiterer Aomori-ken steht in Hirosaki, der Heimatstadt Naras.

Von der ständigen Ausstellung haben mir ganz besonders die Monsterskizzen von Narita Tohl für die Fernsehserie Ultraman und die Drucke für Modeunternehmen wie Minä Perhonen von Kikuchi Atsuki gefallen. Außerdem ganz interessant waren die Fotos von Aomori von Kojima Ichirō aus den 50er und 60er Jahren und die recht große Ausstellung der Werke der Kinderbuchautorin und Illustratorin Virginia Lee Burton.

Zurück in der Nähe des Bahnhofs Aomori kehrten wir in ein Stück Österreich in Japan ein. Das Café Strauß wird von einem Konditormeister geführt, der im Oberlaa in Wien gelernt hat.

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Das Café Strauß sieht noch ein wenig älter und rüschiger aus, ist aber für japanische Verhältnisse wirklich weiträumig und bequem. Die Auswahl an Kuchen ist auch nicht zu verachten, auch wenn wir beide uns für die Sachertorte entschieden. Die war auch wirklich gut. Nächstes Mal, wenn wir nach Deutschland fliegen, gehen wir groß Kuchen essen.

Leider konnten wir uns hier nicht so lange ausruhen wie ich gehofft hatte, denn die Bahn zum Onsenort Asamushi (浅虫温泉) fuhr bald ab. Diesmal mussten wir die letzten Meter wirklich rennen, sonst hätten wir eine Stunde warten müssen.

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Dieses Foto hatten wir morgens gemacht. Ich finde den Charakter so süß!

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In Asamushi gibt es einige sehr schöne heiße Quellen, wir entschieden uns für das Kaisenkaku (海扇閣), weil es online am vielversprechendsten aussah. Normalerweise kostet die Badbenutzung pro Person 1000¥ (ca. 7,40€) plus 500¥ (ca. 3,70€) für die Handtücher, es geht aber auch günstiger: Der Onsenort bietet Mehrfachtickets (麻蒸湯札 Asamushi Yufuda) an, für entweder zwei oder drei Benutzungen, man kann aber auch einfach ein Zweimalticket für 1000¥ kaufen und zu zweit verwenden. So spart man ganz schnell 1000¥. 🙂

Vom heißen Bad des Kaisenkaku aus kann man das Meer und eine kleine Insel sehen, für uns versteckte sich aber beides immer mal hinter schwerem Schneefall. Das Bad ist sehr neu und schön, und für Leute, die es nicht ganz so heiß mögen, gibt es auch ein lauwarmes Becken.

Zwar gibt es noch weitere Bäder in Asamushi, aber uns reichte eins, bevor wir zurück nach Aomori fuhren.

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In Aomori hatten wir plötzlich nicht mehr ganz so viel zu tun, weswegen wir vom Bahnhof bis zum Förstereimuseum (森林博物館) schlitterten. Dort kann man einiges über die Wälder Aomoris lernen, wenn einem nicht die Zähne zu sehr klappern – Im Gebäude gibt es keine Heizung. Letztendlich reicht es auch vollkommen, sich das Gebäude von außen anzusehen. In diesem befand sich von 1908 an tatsächlich für viele Jahre das Föstereiamt der Präfektur.

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Mein Mann wollte sich unbedingt noch das Schiff im Hafen ansehen.

Die Hakkōdamaru (八甲田丸) fuhr vor vielen Jahren zwischen Aomori, der nördlichsten Präfektur der Hauptinsel, und Hokkaidō, der nördlichsten der vier Hauptinseln Japans. Damals gab es noch keinen Tunnel zwischen Aomori und Hakodate, und somit war das Schiff das Verkehrsmittel der meisten Reisenden zwischen den Inseln. Als der Tunnel 1988 eröffnet wurde, wurde der Schiffsverkehr eingestellt.

An Bord des Schiffs kann man sich die Quartiere der Besatzung und der Reisenden ansehen. Was ich erst gar nicht verstand, war die Anwesenheit von Bahnen im Schiff. Post- und Güterzüge wurden per Schiff transportiert und setzten ihre Reise dann auf der jweils anderen Seite fort. Mein Mann war absolut fasziniert, für mich war es nicht ganz so interessant.

Schließlich war es dann Zeit, um zum Shinkansen-Bahnhof zu fahren und Abendessen zu essen. Es gab wieder Sushi. 🙂 Als Souvenirs für Familie und Mitarbeiter kauften wir Senbei, Reis-Cracker, ein, und dann war unsere Zeit in Aomori auch schon vorbei.

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Wir hatten unglaublich viel Spaß in der schneereichsten Präfektur Japans. Sie ist von Tokyo aus leicht zu erreichen und zu jeder Jahreszeit schön anzusehen, das Essen ist lecker, die Leute unglaublich nett, und weil so wenige Touristen unterwegs sind ist es auch noch günstig. Wir haben für zwei Personen für die Bahn und das Hotel nur insgesamt 58,000¥ (ca. 430€) bezahlt. Wenn man die Bahntickets einzeln kauft, kosten sie bereits fast 70,000¥ (ca. 510€), es lohnt sich also, alles im Set zu buchen.

Ich würde gern noch einmal im Sommer nach Aomori fahren, um ein wenig mehr Natur zu sehen. Andererseits befinden sich in Tōhoku noch vier weitere Präfekturen, die ich noch nicht besucht habe. Mal schauen, wohin es uns der Wind nächstes Mal weht. 😀

Hoffentlich habe ich euch ein bisschen Lust auf Aomori machen können, denn Tōhoku könnte wirklich ein paar mehr Touristen vertragen. 🙂

Aomori, Teil 3: Aomori Stadt. (1)

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Nachdem wir unser Gepäck abgegeben hatten, wussten wir in Aomori (青森) erst nicht ganz so recht, was wir mit dem Rest unseres Tages anstellen sollten. Abhilfe für Unentschlossene bieten da zum Glück einige Angebote um den Bahnhof Aomori. Zuerst besuchten wir das Wa Rasse (ワ・ラッセ), ein relativ neues Nebuta-Museum (sowohl Nebuta als auch Neputa bezeichnen dasselbe, das ist ein lokaler Unterschied). Wegen der recht fortgeschrittenen Zeit konnten wir leider nicht mehr die „Nebuta Experience“ miterleben, aber auch so war es wirklich schön.

Im Gegensatz zum Tachi-Neputa in Goshogawara sind die Figuren hier kleiner und die Charaktere liegen meist auf den Podesten. Sie stellen Sagenfiguren und bekannte Geschichten dar und werden beim Sommerfest, dem Nebuta Matsuri (ねぶた祭り), von Musik begleitet durch die Stadt gezogen.

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Die Geisterbeschwörerin

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Laubsammeln

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Ein Gott kämpft gegen den Wels. Im alten Japan glaubte man, dass Welse Erdbeben auslösen. Größenvergleich: Ich bin in den Schuhen etwa 1,77m groß.

Hier kommt man richtig nah an die Figuren und wird an einigen Stücken auch aufgefordert, das Papier einmal anzufassen. Es ist wirklich nicht halb so stabil, wie es aussieht. Ab elf und zwei Uhr können Kinder ihr Geschick beim Papierkleben beweisen. 🙂 Der Eintritt kostet für Erwachsene 600¥ (ca. 4,50€), es gibt aber bei z.B. Hotels Coupons, mit denen man ermäßigt hineinkommt. Außerdem gibt es die wichtigsten Erklärungen, besonders zu den Nebuta-Umzugswagen an sich, auch auf Englisch.

Direkt neben dem Wa Rasse steht ein großes neues Gebäude, auf dessen Seiten A-Factory gepinselt ist. Dabei handelt es sich um einen Laden mit allerlei Leckereien aus Aomori, vor allem natürlich Äpfeln, Apfelsaft, Cidre und anderen guten Dingen.

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Uns ganz besonders angetan hatte es der Cidre-Probier-Bereich im Obergeschoss. Man kauft einmal beim Restaurant eine Karte mit einem bestimmten Guthaben (wir hatten 900¥ oder 6,70€) und kann sich dann damit durch verschiedene Cidre-Sorten probieren. Urteil: Mit 900¥ kann man schon ein wenig angeheitert werden. 😀 Herausragend lecker fanden wir die Eigenproduktion Aomori Cidre Sparkling Sweet, die im Haus hergestellt wird.

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Karte rein…

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… Knopf drücken…

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…Leicht angetrunken durch den Schnee laufen.

Auf dem Weg zum Abendessen verflog der Nebel aber recht schnell wieder, denn es ging durch den Schnee zu einem Ramen-Restaurant. Aomori hat ganz besondere Ramen, und zwar, Achtung Luftholen, Miso Curry Milch Ramen mit Butter. Es schmeckt genau wie es klingt: Wie Miso-Ramen mit Currypulver, Milch und einem Stück Butter. Ich weiß, dass man es sich nur schwer vorstellen kann, aber anders kann ich es nicht erklären.

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Sonderlich gesund ist das wahrscheinlich nicht. Dafür ist es aber wirklich lecker!

Das Restaurant, in dem wir waren, heißt Aji no Sapporo Ōnishi (味の札幌 大西). Neben dem ganzen Miso Curry Milch-Programm kann man dort auch alle drei Geschmacksrichtungen in allen Kombinationen, also z.B. Curry Milch oder Miso Curry, und auch andere Ramen essen. Wenn man nachfragt, bekommt man auch eine kleinere Portion! 🙂 Für eine große Portion Miso Curry Milch-Ramen bezahlt man 830¥ (ca. 6,15€), die kleine ist nicht auf der Karte, kostete aber weniger.

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Wenn man dementsprechend aufgewärmt ist, kann man auch den Weg durch den Schnee zum Hotel antreten. Nach diesem Foto habe ich die Kamera vorsichtshalber weggepackt, man will das Schicksal ja nicht herausfordern. 😉

Wenn ich Schnee gesehen habe, habe ich mich übrigens immer gefreut, aber das geht möglicherweise auch nur, wenn man weiß, dass es in ein paar Tagen, zurück in Tokyo, keinen Schnee mehr zu sehen geben wird.

Aomori, Teil 2: Goshogawara und Kanagi.

Am Bahnhof von Hirosaki (弘前) angekommen, fing es plötzlich an zu schneien. Zum Glück ist so ein kleiner Schneesturm sehr viel weniger anstrengend als Platzregen, vor allem, wenn man mit einer Kapuze ausgestattet ist. Mein Mann versuchte sich mit einem Schirm zu wehren, was natürlich nicht ganz so gut funktioniert. Wo Regen einfach nur gen Boden rast, tanzt Schnee.

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In dieser alten Bahn schaukelten wir knapp fünfzig Minuten über die weiten Felder, und schauten den Schneeflocken zu. Sicher kennen auch von euch einige das Phänomen, dass die älteren Bahnen viel wärmer als die neueren sind. Die alten Bahnen von Aomori tun einem am Oberschenkel weh, so heiß sind sie. Zum Glück hat man aber meist genug Platz um sich des Mantels und des Schals zu entledigen, sonst würde einem wahrscheinlich nach zehn Minuten Fahrt Rauch aus den Ohren aufsteigen.

Als wir in Goshogawara (五所川原) angekommen waren, hatten wir noch viel Zeit, bis wir in die nächste Bahn einsteigen mussten. Wie ich schon geschrieben hatte: Wenn man in Aomori nicht genau plant, welche Bahn man wann nehmen möchte, sitzt man für Stunden fest. Die Wartezeiten zwischen den Bahnen sind wirklich erheblich, kamen uns in diesem Fall aber entgegen.

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Für die 80 Minuten zwischen Ankunft und Weiterfahrt hatten wir uns etwas Tolles ausgedacht: Wir besuchten das Tachi-Neputa-Haus (立佞武多の館 Tachineputa no Yakata), dessen Eintritt 600¥ (ca. 4,50€) kostet. Nebuta oder Neputa, hier kommt es auf die Region an, ist ein Sommerfest, das in Aomori gefeiert wird. Wenn nach der Ernte alle geschafft sind, sollen die hellen Figuren ihnen wieder Lebensgeister einhauchen.

Die Neputa, die ihr hier seht, sind ganz speziell: Mit 23m Höhe und 19t Gewicht sind sie die wahrscheinlich größten überhaupt. Wir versuchten, uns vor ihnen zu fotografieren, aber es geht einfach nicht, man bekommt nicht alles aufs Foto.

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Damit man zumindest einmal alles aus der Nähe betrachten kann, geht es erst vier Stockwerke nach oben, bevor man im Kreis wieder herunterläuft. Dabei sieht man natürlich nicht nur die riesigen Figuren, sondern lernt auch etwas über ihre Geschichte und Herstellung. Diese Figuren sind alle handgefertigt und handbemalt, und jedes Jahr werden drei neue Tachineputa gebaut. Damit sie während der Feierlichkeiten im August untergebracht werden können, ist dieses Gebäude so konzipiert, dass es sich an der Seite öffnen lässt. Dann entsteht ein gigantisches Tor, durch die diese Figuren gezogen werden. Damit die Tachi-Neputa ohne Probleme passieren können, wurde sogar die Stromanbindung auf den Hauptstraßen nach unten verlagert.

Auf der ganzen Reise hat mich wahrscheinlich nichts so fasziniert, wie diese Figuren. Wenn man in Japan lebt, wird Tōhoku gern mal als ein wenig hinterwäldlerisch und dröge wahrgenommen, aber dem ist gar nicht so! Tōhoku hat eine faszinierende Kultur, wirklich touristisch viel zu bieten und das Allerbeste – hier sind noch nicht alle anderen auch. 😉

Wer sich Tachineputa mal bewegt und in Farbe ansehen möchte, klickt hier.

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Weil wir von den Neputa so bezaubert waren, mussten wir uns auf dem Weg zurück zum Bahnhof ziemlich sputen. Bei unserer nächsten Etappe galt dieses abgedroschene, aber nicht minder wahre „Der Weg ist das Ziel“ auf jeden Fall zu 100%.

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Wir fuhren mit der Ofen-Bahn oder Stove Ressha (ストーブ列車). Diese wird jedes Jahr von Dezember bis Ende März von der Bahngesellschaft Tsugaru Tetsudō (津軽鉄道) betrieben und fährt von Tsugaru Goshogawara (津軽五所川原) bis Tsugaru Nakasato (津軽中里) jeden Tag dreimal hin und her. Wie ihr sicher auf dem ersten Foto bemerkt habt, befinden sich in den Waggons Öfen, damit die Passagiere nicht erfrieren. Die Waggons selbst sind aus den späten 1940ern, haben also schon einige Jahre auf dem Buckel. Das merkt man auch daran, wie viel kalter Wind durch die Zwischenräume am Fenster weht, aber die Öfen gleichen das alles wieder aus. Dafür sieht es aber bezaubernd aus.

Tatsächlich ist es direkt am Ofen sehr heiß, so dass wir uns schnell eine Reihe weiter weg gesetzt haben. Während der Fahrt werden Knabbereien verkauft, unter anderem getrocknete Tintenfische, die dann auf dem Ofen gebraten werden. Man gönnt sich ja sonst nichts. 🙂 Ansonsten bekommt man einige nette Geschichten im unverwechselbaren Akzent der Leute des Nordens erzählt. Dort oben ist die Aussprache viel weicher als bei uns, ich könnte dem ewig zuhören.

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Wir fuhren mit der Bahn nur bis Kanagi (金木), wo es größere Attraktionen gibt als die Muschel-Ramen (しじみラーメン), die wir im Restaurant über dem Bahnhof aßen. Wir hatten aber keine Lust auf noch mehr kulturell wertvolles, und außerdem schüttete es inzwischen regelrecht Schnee.

Nachdem wir uns im Bahnhof untergestellt hatten, kam auch schon die Bahn zurück nach Goshogawara, in der wir uns wieder vollständig aufwärmen konnten. In der Stunde zwischen unserer Ankunft und unserer Abfahrt waren die Gleise schon wieder unter der Schneedecke verschwunden.

In Kanagi gibt es für Interessierte auch noch das Dazai-Museum über den bekannten Schriftsteller Dazai Osamu (太宰治), der Anfang des 20. Jahrhunderts lebte, und ein Tsugaru Shamisen-Museum über das dreisaitige Instrument. In letzterem kann man auch Live-Musik lauschen.

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Nachdem wir durch die Wärme und das Schaukeln der Bahn schon ziemlich müde geworden waren, hielten wir in Goshogawara und mussten schon wieder die Beine in die Hand nehmen um unseren Koffer aus dem Schließflach zu retten, Geld abzuheben und Bustickets zu kaufen. Wenn man von Goshogawara bis zur Stadt Aomori fahren möchte, bietet es sich nämlich tatsächlich an, nicht die Bahn zu nehmen. Mit dem Bus geht es oft schneller und vor allem in kürzeren Abständen.

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Die Busanzeigentafel, mit Zeiten in Schriftzeichen.

Zwar mussten wir einmal den Bus wechseln, weil in unserem die Klimaanlage einfach nicht angehen wollte, aber danach kamen wir ohne weitere Unterbrechungen in Aomori, dem letzten Halt unserer Reise, an.