Jahresrückblick 2016: Januar bis Juni.

Und schon wieder ist der letzte Tag des Jahres. Wie schnell so ein Jahr vergeht. Für uns hat sich viel geändert: Mein Mann arbeitet jetzt für die Stadt Tokyo und in zwei Wochen werden wir in unser eigenes Haus ziehen. Außerdem habe ich dieses Jahr sechs neue Präfekturen besucht. 😀

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Januar

Im Januar hatten wir uns bei einem Fitnessstudio angemeldet und gingen dann auch wirklich regelmäßig hin. Dummerweise war bei meinem Mann dann im September Lernen angesagt (er hat die Prüfung bestanden!), und so ging sämtliche Motivation flöten. Wir werden uns erst einmal abmelden, denn Fitnessstudios in Japan sind ziemlich teuer. Ich war außerdem bei einer Katzenausstellung. 😀

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Ab Mitte Februar hatte mein Mann frei, schließlich musste er den gesamten Resturlaub vor seinem Arbeitsplatzwechsel aufbrauchen. Wir fuhren also Ende des Monats für zwei Tage nach Mie, wo es nur so von Weltkulturerbe wimmelt (Tag 1, Tag 2). Im Februar habe ich euch auch offenbart, warum ich in Japan einen Alias habe – Ich bin in Wirklichkeit Spion. 😉

März

Direkt nach unserem Mie-Urlaub bekam ich erst einmal die Grippe. Mit dem Gesunden musste ich mich ziemlich beeilen, denn Mitte März waren wir schon wieder im Urlaub: Diesmal in Nagasaki (Teil 1, Teil 2), Fukuoka (Teil 1) und Oita (Teil 1, Teil 2). Spaß hat es gemacht, aber nach solchen Reisen bin ich immer ziemlich geplättet.

April

Dieses Jahr hatten wir mit dem Umbau des Elternhauses meines Mannes viel zu tun, im April suchten wir Bäder und Küchen aus. Dieses ganze Entscheiden beim Hausbau und -Umbau ging mir übrigens ziemlich auf die Nerven, ich bin froh, dass wir das jetzt durch haben. Außerdem schrieb ich darüber, dass man nicht einfach nur nach Japan ziehen sollte, weil Japan das eigene Traumland ist, und dass man als Ausländer trotzdem manchmal Vorteile genießt.

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Während der Feiertage am Anfang des Monats fuhren mein Mann und ich nach Yamanashi in die Berge zum Wandern. Der Wanderweg dort wartet mit vielen Wasserfällen auf und war wirklich schön, wenn auch etwas anstrengend. Was ich eigentlich den ganzen Tag auf Arbeit mache, habe ich euch auch verraten. Und dann ging es mit meiner lieben Freundin Julia erst in eine Sailor Moon-Ausstellung, dann ins Igelcafé und später nach Miyagi ins Fuchsdorf (leider nicht zu empfehlen) und nach Sendai (sehr zu empfehlen).

Juni

Obwohl ich noch immer nicht sonderlich gute Tennis spiele, fuhr ich im Juni mit dem Tennisclub von der Arbeit ins Tenniscamp. Das war sehr lehrreich, nur leider bin ich nicht so lange am Ball geblieben. 😦 Nachdem ich über mehrere Wochen kaum ein Wochenende zuhause verbracht hatte, besuchten mein Mann und ich einen Park und einen Tempel in der Nähe. Zuhause ist es eben auch echt schön, vor allem an Orten, an denen es vor Leuten nicht so wimmelt. Trotzdem zog es uns Ende Juni wieder weiter weg, zu einem Wasserfall und in einen Nationalpark.

Wie immer habe ich natürlich das Gefühl, dass wir dieses Jahr gar nicht so viel unternommen haben, aber der Jahresrückblick beweist das Gegenteil. 😉

The year of – what?!

In den Wochen und Tagen vor Neujahr findet man in den Läden hier viele Produkte zum Tierkreiszeichen des Folgejahres. Mit diesen kann man dann sein Haus zu Neujahr dekorieren.


2017 wird das Jahr des Hahns. Oder des Huhns oder überhaupt eines Vogels: Es wird 酉年 (Toridoshi). Nicht nur sind die Kanji für die Tierkreiszeichen anders als die für die Tiere an sich, Vogel ist sonst 鳥 und Huhn 鶏 (beides „Tori“), man braucht natürlich eine englische Übersetzung.

Meist ist das ganz entspannt, aber dieses Jahr kann ich das neue Jahr vor Obszönität schon gar nicht mehr sehen. Statt das unverfängliche amerikanische Wort „Rooster“ zu verwenden, hat sich irgendwie die gesamte japanische Neujahrsindustrie verschworen, und nennt den Hahn geschlossen „Cock“ – Was auch sehr gebräuchlicher Slang für Penis ist.

Natürlich ist das durchaus lustig, vor allem, weil es wahrscheinlich nicht mit Absicht verwendet wird. Andererseits würde man es den Japanern schon gern stecken.

Es heißt auch, dass wir auf Arbeit Kalender bekommen, die sich sehr danach anhören, als seien sie weniger für den Arbeitsplatz und mehr für Pornosets geeignet.

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Aber passt schon. Solange sie nicht aus 2018, dem Jahr des Hundes, „Year of Bitch“ machen…

Schnell noch den Handyvertrag wechseln.

Jeden Monat zahlen wir horrend hohe Handy-Gebühren. Für zwei Geräte sind es etwa 16,000 Yen (130€). Das Problem ist, dass es in Japan drei etablierte Handyanbieter gibt: Softbank, Docomo und au (äi-ju 😉 ). Die Kosten sind bei allen ähnlich. Diese drei Anbieter haben seit jeher den Großteil des Handymarktes unter sich aufgeteilt. Da es kaum neue Kunden gibt, für Kinder gibt es sehr günstige Konditionen, wenn sie beim Anbieter der Eltern unterkommen, schieben sich die drei Firmen die Kunden nur untereinander zu. Da gibt es dann, wenn man nach zwei Jahren Vertragslaufzeit den Anbieter wechselt, Angebote, die z.B. das Gerät selbst quasi kostenlos machen.

Das nutzten wir bei unserem bisherigen Anbieter. Wir beiden entschieden uns für iPhones, und zahlten brav jeden Monat die Gebühren. Jetzt im Dezember sind zwei Jahre rum, eigentlich Zeit, den Anbieter zu wechseln sich ein neues Smartphone auszusuchen. Nur, dass wir darauf absolut keine Lust mehr haben.

Zum Glück gibt es seit einiger Zeit Anbieter von SIM-Karten mit günstigen Konditionen. Anders, als bei den drei großen Anbietern, muss man bei Vertragsabschluss kein Handy kaufen, sondern kann sein altes weiterverwenden. Wir entschieden uns für Mineo. Mineo bietet zwei verschiedene SIM-Karten an: Eine auf Basis das Docomo-Netzes und eine auf Basis des au-Netzes. Da wir unsere iPhones nicht entsperren lassen können, mussten wir beim au-Netz bleiben. Das war unser großer Grund für Mineo. 😉

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Um unsere Telefonnummern nicht zu verlieren, meldete ich per Telefon MNP (Mobile Number Portability) an, und teilte die MNP-Nummern Mineo mit. Das kostet zwar extra, etwa 3,000Yen pro Nummer, aber das war es uns wert. Zwei Tage nach der Anmeldung online kamen die SIM-Karten an. Zusammen mit ihnen kam auch ein Heftchen, dass leicht verständlich (auf Japanisch) erklärt, wie man die neuen SIM-Karten aktiviert. Zehn Minuten später war alles eingerichtet. 🙂

Um ehrlich zu sein, bin ich überrascht, wie schnell und reibungslos das alles ging. Es gibt zwar auch Nachteile, z.B. habe ich keine Handy-Mailadresse mehr, aber das Internet ist genauso schnell wie immer. Und ganz ehrlich, was außer dem Handyinternet brauche ich?

Es gibt auch Anbieter, bei denen sämtliche Social-Media-Plattformen (Facebook, Instagram, Line) nicht vom Datenguthaben abgezogen werden, aber das war für uns diesmal nicht praktikabel und ist für meinen Mann auch arg uninteressant. 😉 Mein Mann hat nur Line, sonst nutzt er gar keine Social Media.

Insgesamt werden wir ab jetzt pro Monat nur noch 6,480Yen (ca. 53€) zahlen. Einfach mal schnell fast 80€ pro Monat gespart.

Was für mich außerdem eine große Erleichterung ist: Wir verursachen jetzt keinen Elektromüll, nur weil wir durch eine Vertragserneuerung gezwungen sind, neue Smartphones zu kaufen. Meist kann man die Geräte nämlich noch lange, nachdem die zwei Jahre vorbei sind, nutzen. So bleibt uns auch viel Zeit, genau zu überlegen, was für ein Modell wir gern hätten.

Wie viel zahlt ihr eigentlich für eure Handyverträge? Und was ist da alles drin?

(Mein letzter Handyvertrag in Deutschland war bei der Debitel, und es war schrecklich :D)

Endlich Weihnachten.

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Eigentlich feiern wir Weihnachten nicht am 24., sondern schon einen Tag vorher. Das hat keinen großen Grund abseits von der Bequemlichkeit: Der 23. Dezember ist der Geburtstag unseres Kaisers, und ein Feiertag. Der 24. ist in Japan gar nichts Besonderes, würden wir am richtigen Tag feiern, wäre das super stressig.

Doch dieses Jahr fällt der 24. auf einen Samstag, also haben wir heute gefeiert.

Ursprünglich war der Plan, heute ganz entspannt zuhause zu verbringen. Leider hatten wir die Rechnung ohne den Zeitplan des Abrissunternehmens, welches derzeit ein Haus direkt hinter unserem in seine Kleinteile zerlegt, gemacht. Von morgens um acht an. Wir sahen uns gezwungen zu fliehen. An Weihnachten!

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Nach einem Besuch beim deutschen Weihnachtsmarkt, wie jedes Jahr ziemlich teuer, und beim Importladen, um Rotkohl zu kaufen, war es zwar noch lange nicht um fünf, wenn auf der Baustelle eigentlich immer Schluss ist, aber wir hatten trotzdem Hoffnung, dem Schlimmsten entgangen zu sein.

Denkste! Tatsächlich wurde bis fünf Uhr Krawall gemacht, wir haben uns aber fachmännisch mit Filmen abgelenkt und Kuchen gebastelt. Der ist dieses Jahr nicht ganz so schön geworden wie in den letzten, aber immerhin ist er selbstgemacht. 😉 Wir hatten einfach beide nicht die Energie etwas Großes auf die Beine zu stellen. Glücklicherweise ist der Zuckerweihnachtsmann auch dieses Jahr wieder sehr putzig, das macht einiges wett.

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Auch unser alljährliches Weihnachtsessen ist nichts Großes, sondern besteht aus aufgewärmten Rotkohl, Fertigknödeln und Hähnchen aus dem Supermarkt. Immerhin schmeckt es gut. 😀 In der neuen Küche werden wir mehr Arbeitsfläche haben, vielleicht schaffe ich es dann auch mal, etwas anspruchsvolleres zu kochen.

Euch allen wünsche ich natürlich ein schönes Weihnachtsfest, mit all euren Liebsten, Geschenken und so viel Essen, dass ihr nicht mehr aufstehen könnt! 😀

Aus der Ferne.

Eine Berlinerin in Tokyo zu sein, ist meist nicht allzu schwer. Berlin ist ja sowieso dreckiger, lauter, unhöflicher und nahverkehrstechnisch schlechter aufgestellt als meine Wahlheimat. Wenn ich Heimweh nach etwas haben würde, wäre es sowieso nicht die Stadt an sich, sondern meine Familie und Freunde, die in ihr wohnen.

Vor fast vier Jahren schrieb ich folgendes:

Heimweh habe ich auch nicht, denn ich weiß ja, dass in Deutschland alles gut läuft.

Hinter dieser Aussage stehe ich noch immer, nur leider läuft derzeit nicht alles gut. Erst am Sonntag hörte ich von Problemen, die meine Familie derzeit belasten. Was am Montag in Berlin passierte, muss ich wahrscheinlich niemandem erzählen.

Wenn man so weit von der Familie und dem Ort, an dem man aufgewachsen ist, entfernt lebt, kann man oft nur zusehen. Aus der Ferne muss man sich auf das verlassen, was auf den Onlineportalen von Zeitungen zu lesen ist. Und ja, das bereitet durchaus mehr Sorgen und Angst, als wenn man vor Ort wäre. Ich wäre im Moment lieber in Berlin.

Zum Glück ist niemandem, den ich kenne, etwas passiert. Ich hoffe natürlich, dass auch keiner meiner Leser betroffen ist. Feiert trotz allem ein besinnliches Weihnachtsfest mit all euren liebsten Menschen! Esst so viel ihr könnt! Lasst euch nicht unterkriegen! 🙂 Ich feuere euch aus 8900km Entfernung an und versuche nicht auf Arbeit zu weinen.