Zurück in die 60er: Hotel Okura Tokyo.

IMG_3321_editedVom Bürofenster aus kann ich über den nordöstlichen Teil der Stadt sehen, von den Botschaften Schwedens, Spaniens und der Vereinigten Staaten, über den Kaisergarten bis zum Tokyo Skytree.

IMG_3285_editedLetzten Freitag redete ich mit einer Mitarbeiterin über die Gebäude in unserer Nähe, als das Thema aufs Hotel Okura Tokyo kam, und darauf, dass das Hauptgebäude (本館 honkan) demnächst abgerissen und neu errichtet wird. Nach kurzer Recherche im Internet war klar, dass wir nicht mehr viel Zeit haben würden um das legendäre Hotel in seiner jetzigen Form von Innen zu bestaunen. Kurzentschlossen statteten wir dem Hotel also einen Besuch ab.

Das Hotel Okura Tokyo wurde 1962 eröffnet und gehört neben dem 帝国ホテル東京 (Teikoku Hoteru Tôkyô; kaiserlichen Hotel Tokyo) und dem Hotel New Otani zu den drei großen Häusern Japans. Als 1964 die olympischen Spiele in Japan stattfanden, wurde die Verpflegung der Athleten dem Hotel Okura überlassen. Im selben Jahr wurde bei einer Konferenz im Hotel das erste Mal in Japan ein drahtloses System zum Simultanübersetzen verwendet. Alle amerikanischen Präsidenten seit Nixon haben im Hotel Okura übernachtet, genau wie die Staatsoberhäupter anderer Nationen. Tatsächlich wurde auch der erste VHS-Rekorder im Hotel Okura präsentiert.

Neben dem Hauptgebäude gibt es auch einen South Wing (auf Japanisch 別館 bekkan; anderes Gebäude), der während der Erneuerung des Hauptgebäudes für Reisegäste geöffnet ist.

Nun war das Hotel natürlich immer Luxus, weswegen wir beiden, in Jeans und Turnschuhen, durchaus aus dem Rahmen fielen. Allerdings waren viele der Besucher offensichtlich dort, um dem Hotel auf Wiedersehen zu sagen, und es hat sich keiner für uns interessiert. Als wir die Preise für die Restaurants und Bars im Hotel sahen, mussten wir allerdings ziemlich schlucken. 😉

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Eine Weltzeituhr, wenn man auf die Knöpfe unten drückt wird einem die Zeit an dem jeweiligen Ort angezeigt.

Sobald man das Hotel betritt, ist man in einer anderen Welt. Der dicke Teppich ist weich wie Moos, das Licht warm und auch wenn man merkt, dass das Hotel alt ist – staubig ist es deswegen noch lange nicht. Alles ist im exzellenten Zustand.

Dennoch kann man sicher hervorragend vorstellen, wie einer der Charaktere von Mad Men im Hotel Okura seinen Whisky trinkt oder Frauen in ihren Bleistiftkleidern durch Foyer wandeln. Es wäre total retro, wenn es denn nicht original wäre. Sehr schade, dass man das jetzt für die Olympischen Spiele 2020 erneuern will, mit mehr Stockwerken, mehr Gästezimmern, einer Kapelle und Büroräumen.

Mir ist klar, dass die Welt sich weiterdreht, aber manche Dinge können meinetwegen gern so bleiben wie sie sind. Ich hoffe nur, dass sich das neue Hotel Okura Tokyo seiner Geschichte bewusst ist und sie auch gestalterisch umsetzt. Noch ein modernes Hotel braucht in Tokyo nämlich nun wirklich keiner.

IMG_3300_editedAm Freitag Abend wurde eine Sendung live aus dem Hotel Okura übertragen, um es zu verabschieden. Nachmittags waren die Lampen und Kameras schon da.

Eine letzte Sause für eines der schönsten Hotels in Japan.

Wenn ihr im Urlaub zu viel einkauft: Von Japan aus nach Deutschland versenden.

 

Wer kennt das nicht? Ihr habt ewig lange auf euren Japanurlaub hingespart. Innerhalb weniger Minuten in 原宿 (Harajuku), 秋葉原 (Akihabara), 浅草 (Asakusa), oder wo sich sonst das Mekka eurer Obsession befindet, habt ihr so viel gekauft, dass ihr euch kaum mehr vorwärtsbewegen könnt. Und in eure Koffer passt das jetzt auch nicht mehr.

Wie kriegt ihr jetzt also das Garados-Plüschtier in Originalgröße nach Hause? Mit der Post natürlich. Es gibt bei der japanischen Post (日本郵便 Nihon Yûbin) im großen und ganzen vier Versandarten für Pakete ins Ausland.

Einen superpraktischen Rechner für die Versandkosten gibt es auf der Seite der Post, sogar auf Englisch. 🙂 Aber was erwartet einen eigentlich bei den verschiedenen Versandarten?

Per Schiff: Langsam und günstig.

船便 (Funabin; Versand per Schiff) ist vor allem dann zu empfehlen, wenn man die Sachen für einige Zeit nicht mehr braucht. Es kann eins bis drei Monate dauern, bis das Paket angekommt. Dafür ist der Preis absolut bezahlbar. Auf Englisch wird es Surface Mail genannt.

Per Luft (Economy SAL): Etwas schneller, etwas teurer.

エコノミー航空便 (Economy Kôkûbin; Economy Luftfracht) heißt nicht etwa, dass euer Paket im Flugzeug die Beine anziehen muss, sondern dass es versendet wird, wenn irgendwo noch Platz frei ist. Es kann also sein, dass euer Paket innerhalb weniger Tage ankommt, durchschnittlich dauert es aber zwei Wochen. Vielleicht ganz gut, wenn ihr am Anfang eures Urlaubs etwas kauft, dann kommt es vielleicht mit euch zusammen in Deutschland an. 😉 Für Pakete unter zwei Kilo schreibt ihr „Small Package“ drauf, und es wird günstiger.

Per Luft (Airmail): Schnell, aber zweieinhalb Mal so teuer wie per Schiff.

航空便 (Kôkûbin; Luftfracht) ist eigentlich perfekt: Das Paket ist in unter einer Woche da, und an sich ist es noch bezahlbar. Wieder wird es bei einem Gewicht von unter zwei Kilo und „Small Package“ auf der Verpackung günstiger. Leider muss man für Versicherung und Sendungsverfolgung, wie auch bei den beiden oberen Versandoptionen, extra zahlen. Das ist in der Königsklasse des Versands, zumindest dessen der japanischen Post, etwas anders:

EMS: Wenn das Paket vor euch ankommen soll.

Ich weiß, wann meine Familie Geburtstag hat. Aber irgendwie schaffe ich es trotzdem nie, rechtzeitig Geschenke einzukaufen. Und am Wochenende, wenn ich Zeit zum Einkaufen habe, ist die Post geschlossen. EMS rettet mir immer mal wieder das werte Hinterteil: Es ist nämlich zwar teuer, aber innerhalb von etwa zwei bis vier Tagen ist es dann auch da. Versichert und mit Sendungsverfolgung, die panisch immer wieder aufrufen kann.

Als ich damals 2009 vorrübergehend wieder nach Deutschland ging, schickte ich mir alles per EMS zu, mit dem Effekt, dass die Pakete teils tatsächlich vor mir zuhause ankamen! Für EMS gibt es spezielle Adressformulare, die man ausfüllt und aufs Paket klebt. Gibt es in jeder Postfiliale, steht groß EMS drauf.

Dank des deutschen Zolls muss man beim Versand leider immer eine Zollerklärung ausfüllen. Ist etwas nervig, aber lässt sich scheinbar nicht umgehen*. Außerdem sprechen die meisten Leute am Postschalter kein Englisch, aber „EMS“ oder „Airmail“ funktionieren wunderbar.

* Außer die Postbeamten vergessen es. Dann ist es dem deutschen Zoll scheinbar wurscht.

Aber wie soll ich das denn alles verpacken?

Was Verpackungsmaterial angeht, ist man in Japan recht frei. Es reicht z.B. durchaus einfach seine Einkaufstüte zuzukleben und die deutsche Adresse draufzuschreiben. Etwas haltbarere Tüten und Päckchen gibt es in der Postfiliale auch zu kaufen. 🙂 Richtig große Kisten habe ich damals von クロネコヤマト (Kuroneko Yamato) bekommen, die verschicken zwar auch ins Ausland, sind aber viel teurer.

Nachtrag: Und der Zoll?

Die Zollfreigrenze für Geschenke beträgt 40€, derzeit ca. 5450Yen. Nun kann ich euch natürlich nicht zu irgendetwas anstiften aber – manchmal werden Dinge kurz vor Versand eben spontan ein wenig günstiger. Der Zoll war bei mir damals auch sehr nachsichtig, als ich mir selbst Sachen schickte. Ich schrieb „Umzug“ drauf, zog beim Zoll einen offensichtlich benutzten Schuh aus dem Gepäck und das Problem hatte sich erledigt. Das ist natürlich keine Garantie dafür, dass ihr keinen Zoll zahlen müsst, aber die Zollerklärung, die ihr in Japan bei der Post abgebt, sollte euch zumindest vor der Tortur im Zollamt bewahren.

Am einfachsten ist es wahrscheinlich, wenn ihr einfach auf dem Hinflug im Koffer genug Platz für eure Einkäufe lässt. Aber ich verstehe, manchmal ist das schwer… 😉 Frohes Shoppen, unterstützt die japanische Wirtschaft!

Japanisch kochen: Hackfleisch und Aubergine mit Miso-Sauce, überbacken mit Käse.

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Diesmal mit Foto von mir, das gleich darstellt, warum ich normalerweise die Fotos anderer Leute nehme. Ich verspreche, es schmeckt!

味噌 (Miso) braucht man vor allem für die Suppe. Misosuppe (味噌汁 Misoshiru) gibt es zu vielen Mahlzeiten dazu. Also kauft man Miso im Supermarkt, in voller Vorfreude auf viele warme Suppen. Aber wenn man nicht öfter japanisch kocht, oder irgendwie nur ohne Suppe, wird es irgendwann schlecht. Doch was kann man mit Miso-Paste schon anstellen?

Fürchtet euch nicht, Rettung naht in Form eines Rezepts, dass ich letzte Woche zum ersten Mal ausprobiert habe. Prädikat: Mein Mann sagt, dass wir das ruhig öfter mal machen können. 😉

茄子と挽肉の味噌チーズ焼き (Nasu to Hikiniku no Miso Chîzu Yaki; siehe Titel)

(für zwei bis drei Personen)

2 Auberginen
1/2 Zwiebel
150g Hackfleisch

★ 2 1/2 EL Misopaste
★ 2 1/2 EL Zucker
★ 2 EL Kochsake
★ 1 EL Mirin
★ 1 TL Sojasauce

Käse zum Überbacken

① Zwiebeln kleinschneiden. Auberginen in etwa 1cm große Stücke schneiden.

② Alle mit ★ gekennzeichneten Zutaten gut vermischen.

③ Hackfleisch in einer Pfanne so lange braten, bis es durch ist. Wir basteln hier keine Hamburger, also versucht das Fleisch so wenig wie möglich aneinander kleben zu haben.

④ Zwiebeln dazugeben und so lange braten, bis sie halb durchsichtig sind.

⑤ Aubergine dazugeben. So lange braten, bis die Aubergine zumindest etwas weich ist. Dann die Sauce in die Pfanne geben. Gut durchmischen.

⑥ In eine hitzebeständige Form geben, mit Käse bestreuen und so lange im Backofen lassen bis der Käse geschmolzen ist. Fertig!

Super lecker, wenn vielleicht auch nicht ganz so super gesund. Aber egal, ist Gemüse drin. Und sowieso, die japanische Küche ist doch tptal gut für den Körper! Deswegen sind Japaner doch alle so schlank, oder? 😉

Die verflixte Sieben.

無題Vor einigen Jahren spielte ich ゼルダの伝説 夢幻の砂時計 (Zeruda no Densetsu Mugen no Sunadokei; The Legend of Zelda: Phantom Hourglass) auf meinem Nintendo DS. Eines der ersten Rätsel im Spiel ist ganz simpel: Mann muss lediglich zählen wie viele Palmen auf einer kleinen Insel sind und die Zahl auf den Touchscreen schreiben.

Ich lief also als Link über die Insel und zählte sieben Palmen. Auf den Touchscreen schrieb ich:

deutsche 7Falsche Antwort. Ich lief noch einmal über die Insel. Es waren noch immer sieben Palmen. Ich versuchte es noch einmal. Noch immer die falsche Antwort. Ich schrieb sechs und acht, doch auch diese Antworten waren falsch. Nach einigen Minuten gab ich den Nintendo DS meinem Mann.

Ich glaube ich bin zu blöd für dieses Spiel. Ich sehe sieben Palmen, aber wenn ich 7 schreibe wird das nicht angenommen.

Mein Mann nahm das Gerät, zählte die Palmen und schrieb:

japanische 7Das Rätsel war gelöst.

Japaner, und auch Koreaner, schreiben die Zahl sieben einfach anders.

In Europa und an anderen Orten wird die sieben so geschrieben, wie ich sie schrieb. Das hängt damit zusammen, dass man sonst leicht eins und sieben verwechseln kann. In Japan gibt es aber das Katakana (Silbenzeichen) ヌ (nu), das man leicht mit der deutschen Sieben verwechseln könnte. Also gibt es stattdessen einen kleinen Strich.

Sehr mysteriös, aber ich habe mich angepasst und schreibe das jetzt auch so. Die verflixte Sieben. 🙂

Kennt ihr solche Beispiele, wo an sich universelle Zeichen in einem bestimmten Land anders geschrieben werden?

Nagano, Teil 3: Matsumoto. Schloss, alte Straßen und eine Grundschule.

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Für Matsumoto (松本) hatten wir uns wegen der Nähe zu Kamikōchi (上高地) entschieden und um ehrlich zu sein nicht viel erwartet. Tatsächlich ist Matsumoto, zumindest im Vergleich zu Tokyo, ein recht kleines und etwas verschlafenes Städtchen. Aber schön ist es!

Für uns auf den ersten Blick etwas unverständlich hatten viele ausländische Besucher den Weg nach Matsumoto gefunden – aber dank Japan Rail Pass und der Nähe zu nicht nur Nagoya, sondern auch Kyoto und Osaka besuchen viele Touristen die Stadt. Die hat sich extra dafür auch ganz besonders schön gemacht. 🙂

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Die größte Touristenattraktion ist natürlich das Schloss Matsumoto (松本城). Ursprünglich 1504 unter dem Namen Schloss Fukashi (深志城) erbaut, ging es durch viele Hände, bis es Ende des 19. Jahrhunderts ziemlich heruntergekommen war. Eigentlich wollte man es abreißen lassen, doch die Bewohner Matsumotos wehrten sich dagegen. So gelangte es per Versteigerung in den Besitz der Stadt. Vor der Renovierung neigte sich das ganze Schloss gefährlich in eine Richtung… Nach zwei Instandsetzungen, die letzte vor 60 Jahren, ist es nun wieder schön anzusehen.

Es ist nicht so groß wie die Schloesser anderer Städte, aber trotzdem sehr adrett. Nur die Wartezeiten für die Besichtigung sind etwas heftig: Um die Mittagszeit zwei Stunden! Im inneren des Schlosses geht es auch nicht schnell voran, daran hindern einen die steilen Stufen. Wirklich nichts für Kinder oder ältere Menschen.

Zwar war einiges ausgestellt, aber der Ausblick über Matsumoto war nicht so atemberaubend, dass es sich gelohnt hätte. Doch wenn man schon einmal in Matsumoto ist…

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In der Nähe des Schlosses befindet sich die ehemalige Kaichi-Schule (旧開智学校), eine der ersten Regelschulen Japans. Das Gebäude ist sehr schön und vereint westliche Architektur mit östlichen Elementen.

Leider ist die Ausstellung beinahe ausschließlich auf Japanisch und ich hatte um ehrlich zu sein nicht die Geduld mich durch Texte über die Geschichte des japanischen Schulsystems zu quälen. Die Fotos waren aber sehr interessant, es gab unter anderem Fotos von japanischen Reisenden in Ägypten – vor über 100 Jahren.

Außerdem ist ein alter Klassenraum ausgestellt. Als wir die Fotos meinem Schwiegervater zeigten meinte er, dass er früher an solchen Tischen gesessen hat. Ja, bei uns in der Ecke war das damals nicht unbedingt alles auf dem neusten Stand. 😉 Vor 50 Jahren waren hier schließlich alles noch Reisfelder.

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Außerdem einen Blick wert: Nakamachi-Dōri (中町通り) und Nawate-Dōri (縄手通り). In der Nakamachi-dōri befinden sich alte Lagerhäuser aus Lehm  mit kleinen Läden. Leider waren wir scheinbar nach Ladenschluss dort, aber durch die Scheiben konnten wir einiges erhaschen: Geta-Schuhe, Kimono und weiteres traditionelles Handwerk gab es zu bestaunen.

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Ein Stückchen weiter, auf der anderen Seite des Flusses, kann man den Abend wunderbar in der Nawate-Dōri ausklingen lassen. Die Straße ist Fußgängerzone und wartet neben Läden mit Restaurants und Bars auf, die einen dazu verführen noch etwas zu verweilen.

Außerdem kann man über Treppen unten an den Fluss, in Japan sonst eher untypisch. Da könnte man sich glatt irgendwo ein Bier kaufen und es sich am Wasser gemütlich machen. Die Atmosphäre war absolut entspannt, keine Menschenmassen weit und breit, stattdessen Vogelgezwitscher. Wirkliches Gezwitscher, statt Gekrähe, hört man in der Hauptstadt nur an den Bahnhöfen – dort wird es über Lautsprecher eingespielt.

Wenn man die Schnauze voll hat von Tokyo aber nicht gleich komplett aufs Land fahren will, lohnt sich Matsumoto. Bis auf das Schloss sind die Touristen gut über die Stadt verteilt, man kann viele Strecken laufen, und die Stadt ist schön. Was will man mehr? 🙂