Mein Körper hasst mich.

Ich hatte seit gestern Morgen Kopfschmerzen, die ich mit meinem chronisch verspannten Nacken/Rücken/Körper in Verbindung brachte. Also begab ich mich auf den Heimweg in einen der drei Massage-Läden im Bahnhofsgebäude: てもみん (Temomin).

Der Name kommt von 手 (Te; Hand) und 揉む (momu; massieren), und während andere Salons ganz chic sind und noch Aromatherapie oder ähnliches anbieten, ist Temomin da ohne Schnickschnack für Leute, denen einfach was wehtut.

Preislich geht es bei 1,080Yen (8€) für 10 Minuten in einem Massagestuhl los, ich habe mich für 4,320Yen (32€) 35 Minuten lang auf einem Bett durchkneten lassen.

Man wird natürlich mit Handtüchern abgedeckt, andere Menschen anfassen ist bäh. 😉 Im Ernst, ich denke, das wird auch etwas mit der Wärmeentwicklung zu tun gehabt haben. Insgesamt war es super entspannend, die Masseuse meinte, dass ich ja unglaublich verspannt sei, und ich dachte fast, dass ich meine Kopfschmerzen loswerden könnte…

Die wurden aber nur schlimmer. Einkaufen gehen konnte ich noch, danach war Bett angesagt. Ich weiß noch immer nicht, was genau passiert ist, eine Migräne war es nämlich nicht*. Mein Mann sagt, dass mein Körper vom verbesserten Blutfluss etwas überfordert gewesen sein könnte. Ich habe keine Ahnung, aber ich glaube nicht, dass die Massage dran schuld ist.

* Weder licht-, noch geräusch- noch bewegungsempfindlich.

Kopfschmerzen und Übelkeit beim Sitzen hielten mich natürlich davon ab, Dinge zu tun, die ich dringend tun sollte. Dabei hatte ich sogar eine To-Do-Liste! Da versuche ich einmal etwas zu schaffen, und dann macht mein Körper mir einen Strich durch die Rechnung.

Im Laufe des Abends ging es dann langsam besser, und heute Nacht habe ich so gut geschlafen wie schon lang nicht mehr. Nach dem Aufstehen war ich sogar richtig wach und nicht wie sonst in einem eigenartigen Zwischenzustand. Das schreibe ich einfach mal der Massage zu. 🙂

(Ich sollte wieder Sport machen…)

Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten.

via App Store

alle via App Store

Hände hoch, wer von euch nimmt sein Smartphone mit auf die Toilette?

Ich persönlich ja nicht, aber es scheint durchaus weit verbreitet zu sein. Was macht also eine Toilettenfirma, die immer neue Innovationen für Toiletten erfinden und an den Mann bringen muss?

Die Toilettenfirma LIXIL hat eine App entwickelt. Eine Toiletten-App. Für iPhone und Android. Weil Japan.

Nun kann man mit modernen japanischen Toiletten sowieso mehr anstellen als mit deutschen: Nach dem Geschäft kann man sich diverse Körperteile mit Wasser säubern lassen, einige Toiletten föhnen dann auch gleich noch, und Musik/Wassergeräusche um die Geräusche des Geschäfts zu übertönen kann man auch oftmals anstellen.

スクリーンショット 0027-02-23 6.40.22Nun gibt es natürlich zu jeder dieser Funktionen, die ich nie nutze, Einstellungen. Wie warm soll das Wasser sein, dass meinen Hintern abspritzt? Wo muss der Strahlkopf positioniert sein, um perfekt zu treffen? Wie breit muss dieser Strahl sein? Wie hoch der Wasserdruck? Fragen, die einen Nachts nicht schlafen lassen.

Und dann, wenn man nach schlaflosen Nächten endlich die perfekte Einstellung gefunden hat, kommt jemand und verstellt es. Damit das nicht mehr passiert, kann man mit der LIXIL App ein Profil für jeden erstellen. Damit jeder das perfekte Toilettenerlebnis hat.

Außerdem berechnet einem die App, wie teuer die Benutzung der Toilette ist. Nicht, dass man im Armenhaus landet, weil man die Toilette zu oft besucht.

スクリーンショット 0027-02-23 6.40.06Mein liebstes Feature ist aber das トイレ日記 (Toire Nikki; Toiletten-Tagebuch) mit seinem うんちカレンダー (Unchi Calendar; Kack-Kalender*). Damit kann man seine Ausscheidungsgeschichte ganz präzise nachverfolgen. Mit niedlichen Illustrationen von Kackhaufen. Warum? Warum nicht!

Wir werden wahrscheinlich keine tolle Toilette mit Bluetooth kaufen. Erstens möchten wir keine 2.000€ für eine Toilette ausgeben und zweitens – ist es wirklich technischer Fortschritt sein Handy mit seiner Toilette zu verbinden?

* Unchi ist Kindersprache, wird aber auch von Erwachsenen verwendet. Für alle, die 便 (ben; Stuhl) zu förmlich finden.

Ein japanisch-schwedisch-deutscher Nachmittag.

Während ich die letzten Wochen wenig unternommen habe, was nicht mit absoluter Erschöpfung geendet hätte, war ich gestern mit einer Freundin unterwegs. Das erste Mal seit… fünf Wochen? Mein Sozialleben ist große Klasse.

Malin ist Schwedin, und ich kenne sie seit Sommer 2008, länger als meinen Mann. Damals war sie auf einer Sprachschule, dann ging sie nach Schweden an die Uni, dann zwei Mal zurück nach Japan für Auslandssemester, jetzt ist sie wieder in der Nähe von Stockholm. Für den Geburtstag einer Freundin ist sie im Moment für eine Woche zurück in Tokyo.

nanaMein Mann und ich überlegen ein Haus zu bauen, und natürlich hat sich auch bei Malin einiges verändert – also viel, worüber es zu quatschen gilt! Unser erster Weg führte uns zwar zu Starbucks, wo es derzeit den Caramelly Sakura Chocolate Latte gibt, dort gab es aber eine lange Schlange für Sitzplätze. 😦 Also weiter zu Nana’s Green Tea, einem auf Matcha spezialisierten Café.

Dort gibt es alle Matcha in allen Variationen, mit 黒蜜 (Kuromitsu; Sirup aus braunem Zucker), 小豆 (Adzuki; Paste aus roten Bohnen), 白玉 (Shiratama; Bällchen aus Reismehl) und mehr. 🙂 Lecker essen kann man dort auch.

kuchenNach einem Zwischenspiel in einem Elektronikladen ging es in ein weiteres Café, bzw. eine Bäckerei: Kobeya Kitchen.

In den Laden wollte ich seit Ewigkeiten, weil die Uniformen der Verkäuferinnen so süß sind. Es ist zwar etwas teurer, aber es gibt leckeren Kuchen ohne viel Schnickschnack, Brot und Suppen.

Malin wird in der Zukunft wieder versuchen nach Japan zu kommen, aber ein Arbeitsvisum zu bekommen ist nicht ganz so einfach, von daher weiß ich nicht, wann wir uns das nächste Mal sehen werden. Super schade, sie ist eine der wenigen Japanbekanntschaften aus meiner Working Holiday-Zeit mit denen ich noch zu tun habe – wenn nicht die einzige.

IMG_0942Weil Malin die Allerbeste ist, hat sie mir Geschenke aus Schweden mitgebracht! 😀 Schwedischen Tee von Kobbs, auch meinen allerliebsten Sörgårdste, und zwei… Töpfe? Aufbewahrungsbehälter? Ich weiß nicht, aber sie sind total toll, vor allem der schwarze Keramikbehälter! Das passt bestimmt auch wunderbar ins neue Haus, zu unserem neuen Esstisch. Den wir noch kaufen müssen. 😉

Ich hoffe ja, dass wir Malin irgendwann mal in Schweden besuchen können, aber mit Hausbau im Hinterkopf wird das wohl einfach finanziell in nächster Zeit nicht klappen. Aber irgendwann. 🙂

Projekt Haus: 見学会.

Sobald man sich Häuser anguckt und mit den Verkäufern ins Gespräch kommt, wird man auf ein 見学会 (Kengaku-kai; Besichtigungs-Treffen) eingeladen. Wir waren auf zweien, letzten Sonntag bei Hebel Haus, und diesen Samstag bei Daiwa House. Beide Veranstaltungen begannen morgens um halb 10 und kamen erst am Nachmittag zum Ende. Insgesamt also ziemlich anstrengend, ich bin beide Male hinterher wie erschlagen gewesen. Programm bei Hebel Haus: Treffen im Firmengebäude, Busfahrt zu einer Baustelle, dann weiter zu einem 30 Jahre alten Hebel Haus, dann zu einem neuen Hebel Haus, zurück zum Firmengebäude, Mittagessen, Meeting mit dem Verkäufer.

v.l.n.r. Fliesen, Fiber Cement Siding, Porenbeton

v.l.n.r. Fliesen, Fiber Cement Siding, Porenbeton

Hebel setzt auf ALS (Porenbeton) für Außenwände, Fußböden und Decken. Porenbeton hat den großen Vorteil, dass er feuerfest ist. Das hat man uns natürlich demonstriert, diese Feuerfestigkeit ist nämlich deren 売り (uri; Verkaufsargument). Bei dieser Demonstration wurden auch Materialien, die andere Anbieter, die natürlich nie namentlich genannt werden, verwenden, angefackelt und komplett zerstört. Das bringt einen dann schon zum Nachdenken, vor allem, wenn man weiß, dass bei großen Erdbeben die meisten Menschen durch Feuer ums Leben kommen. Darauf komme ich später noch einmal zurück. 😉

IMG_0888Das Problem mit Hebel Haus ist eindeutig der Preis: Der 坪単価 (Tsubo-tanka; Preis pro Tsubo (3,3qm)) beträgt etwa 1,000,000 Yen (7.390€). Das heißt, wir könnten 40 tsubo (132qm) Wohnfläche bauen, was für zwei Familien zu wenig ist. Würden wir uns Teile des Hauses, z.B. die Küche, das Wohnzimmer oder das Bad, mit den Schwiegereltern teilen, wäre das natürlich etwas anderes, aber meine geistige Gesundheit ist mir lieb und teuer.

Wir sind so verblieben, dass man uns kleine Häuser zeigen wird, und wir einen Kostenvoranschlag erstellen lassen. Ich bezweifle, dass es etwas wird, aber sich Häuser zeigen zu lassen schadet nie.

Kostenloses Zeug: Tee, Mittagessen, Frischhaltefolie (wird von derselben Firma hergestellt), Süßigkeiten, ホッカイロ (Hokkairo; kleine Wärmekissen) und natürlich einen Werbestift.

Welche Toilette hätten Sie gern?

Welche Toilette hätten Sie gern?

Programm bei Daiwa House: Vortrag im Firmengebäude, Besichtigung ihrer トライ家 (Toraie; zusammengesetzt aus Try + Ie (Haus)) mit Erklärung zu ihren Baustoffen, der Zusammensetzung der Außenwände und Fußböden, und einem Erdbebensimulator, Demonstration der Feuerfestigkeit und Resistenz gegen äußere Gewalteinwirkung der Außenmaterialien, mit dem Bus zu einem Modellhaus, das zum Verkauf steht, im Bus Mittagessen, wieder zurück zum Firmengebäude. Wir haben uns dann noch deren Ausstellungsräume zeigen lassen, wo man sich Küche, Böden, Türen und alles andere anschauen kann.

Wie ihr seht, hat man uns auch bei Daiwa die Feuerfestigkeit demonstriert. Was bei Hebel nämlich (natürlich) weggelassen wurde, ist, dass unter dem Fiber Cement Siding eine feuerfeste Schicht aufgetragen wird. Die hält zugegebenermaßen nicht so lang wie Porenbeton, dafür sind aber auch nur dünnere Außenwände nötig. Und dann ließ man ein 2-Kilo Gewicht aus 2,40m Höhe fallen. Das mochte der Porenbeton gar nicht. Nun könnte man natürlich sagen „Aber wann schmeißt euch jemand mal solch ein Gewicht auf die Wände“ – dabei würde man aber vergessen, dass es in Japan nicht nur Erdbeben, sondern auch Taifune gibt, bei denen einem durchaus schwere Dinge gegen das Haus gesegelt kommen können. Wir sind wirklich gesegnet…

Wirklich leckeres Sushi!

Wirklich leckeres Sushi!

Noch immer besteht das Problem, dass wir den Verkäufer absolut nicht leiden können, und versuchen umzusatteln. Es kann ja nicht sein, dass wir nur, weil wir durch Zufall bei einer Modellhausbesichtigung an ihn geraten sind, für den Rest des Lebens des Hauses an ihn gebunden sind. Mein Mann versucht das diplomatisch mit kleinen Halblügen zu lösen, ich bin im Notfall bereit den Vorschlaghammer auszupacken: „Es tut mir leid, Herr Suzuki, aber ich glaube wir passen nicht zusammen. Rufen Sie uns nicht mehr an. Tschüss!“. Macht man in Japan aber scheinbar nicht.

Kostenloses Zeug: Blumen, Essstäbchen, Ritter Sport, Mittagessen, Tee, Werbestift, Hokkairo. Außerdem haben wir auf Nachfrage einen Katalog für Interior Equipment bekommen, also mit Fußböden, Türen, Bädern, usw. Den gibt man scheinbar normalerweise nicht so unglaublich gern raus, ich weiß auch nicht warum.

Nächstes Wochenende treffen wir uns mit dem Verkäufer, den wir uns neu ausgesucht haben, Herrn Fukui, und schauen uns noch ein Haus an und besprechen alles. Und wenn Herr Suzuki uns dann noch nervt, beauftrage ich Ninjas. So. 😦

Ein Spaziergang am Fluss.

Wie im letzten Eintrag beschrieben, habe ich im Moment nicht wirklich entspannende Freizeit. Nach der Arbeit arbeite ich, am Wochenende gehe ich mir Häuser angucken*, ansonsten vegetiere ich vor mich hin. Vorm PC zu versauern erneuert aber nicht wirklich den Energielevel.

* Ich hoffe, sich einen Häuslebauer auszusuchen ist der anstrengendste Teil.

IMGP2122Letzten Freitag hatten wir angenehm warmes Wetter mit Sonnenschein, und so ließ ich Übersetzungsarbeit Übersetzungsarbeit sein und ging stattdessen spazieren. Ich laufe gern durch die Gegend. Sie ist zwar nicht wunderschön, aber es gibt immer etwas zu entdecken und Laufen macht den Kopf frei.

Wir wohnen etwa zehn Laufminuten vom 江戸川 (Edogawa), dem Fluss, der bei uns Tokyo von Chiba trennt, entfernt.

IMGP2129Über unseren Teil des Flusses spannen sich drei Brücken, eine für die JR-Bahnlinien, eine für den Autoverkehr und eine für die Keisei-Bahnlinie. Wenn das Wetter gut ist, kann ich morgens von der Brücke aus den Fuji sehen.

Dank der 東京湾 (Tôkyô-wan; Bucht von Tokyo) sind wir vor Tsunamis zwar recht gut geschützt, zur Sicherheit haben wir aber auch Deiche. Auf denen trifft man unter anderem Fahrradfahrer, Läufer oder Hundebesitzer beim Gassigehen an, während auf den tieferen Arealen Fußballfelder, Baseballfelder oder Biotope angelegt sind. Der Fluss ist unser Naherholungsgebiet. 😉

IMGP2154Der Fluss ist ein Teil meines Lebens hier. Sobald es warm wird, grillen wir am Fluss. Die Erinnerungsfotos für unsere Heirat haben wir einen Tag nach dem Beben vom 11.3.2011 vor Kirschbäumen auf dem Deich geschossen. Im Sommer schauen wir uns Feuerwerke an, oder veranstalten unsere eigenen kleinen. Im Herbst kaufen wir uns gern Bentô und essen sie am Fluss. Zu Neujahr laufen wir am Fluss entlang zum Tempel.

Auf diesem Weg befinden sich auch die kleinen Hütten, die ein Verein für die Straßenkatzen aufgestellt hat. Im Winter schützen die vor der Kälte, im Sommer vor der Sonne. Die Katzen werden jeden Tag gefüttert und Neuzugänge werden sterilisiert bzw. kastriert, um die Straßenkatzenpopulation zu kontrollieren.

IMGP2163Vor Beginn des Projekts, das von der Stadt mitfinanziert wird, gab es an diesem Ort bis zu 60 streunende Katzen, jetzt sind es nur etwa 15 bis 20.

Wegen der Kälte habe ich nicht ganz so viele zu Gesicht bekommen, wahrscheinlich war es auch zeitlich noch etwas zu früh.

Auf dem Weg zurück kam ich dann noch an einer Marching Band vorbei, die am Fluss probte. Ram-Tata-Ram-Tata!

Am Edogawa ist man nämlich nie allein, weil wir aber in Japan sind, wird man allein gelassen. Eine perfekte Möglichkeit um Leute, Tiere und Natur zu beobachten und die Seele baumeln zu lassen. Nur nicht zu lang, dafür ist es dann doch noch etwas kalt. 🙂