Sonnenblumenfestival in Zama.

IMGP1283Am Dienstag hatte ich noch immer frei. Nicht, weil ich frei haben wollte, sondern weil während der Sommerferien nicht genug Kinder im Kindergarten sind um die Anwesenheit aller Lehrer zu rechtfertigen.

Also fragte ich auf Facebook, ob irgendjemand etwas unternehmen wolle, und tatsächlich – zwei meiner Freundinnen hatten Zeit! 🙂

Wir hatten gehört, dass in 座間市 (Zama-Shi; Stadt Zama) in 神奈川県 (Kanagawa-ken; Präfektur Kanagawa, westlich von Tokyo) ein Sonnenblumenfestival stattfindet, und weil wir nichts Besseres zu tun hatten, fuhren wir vormittags hin. Vormittags, weil es nachmittags derzeit einfach zu heiß ist.

Das Foto hat eine Freundin geschossen. :)

Das Foto hat eine Freundin geschossen. 🙂

Zama ist im Vergleich zu Tokyo ziemlich ländlich*, die Busse fahren nur einmal stündlich und dementsprechend klein war auch das Festival. Es war aber wirklich sehr nett, Sonnenblumen sind eh wunderschön, und neben dem Feld hatte man Essenstände aufgebaut.

* Mit nur ca. 130,000 Einwohnern. 😉

So machten wir uns erst auf um das Sonnenblumenfeld unsicher zu machen. Als englischsprechende Gruppe, eine Freundin ist Kanadierin, die andere Japanerin mit unglaublich gutem Englisch, fielen wir ziemlich auf und wurden dann teils sehr auffällig einfach so fotografiert. Nun ja, ich habe mir vorgenommen, mich über solche kleinen Dinge nicht mehr zu ärgern. 🙂

Nach unserem Streifzug war es ziemlich heiß geworden, und so suchten wir uns einen Sitzplatz unter den aufgebauten Zelten, aßen und quatschten, bevor es wieder in Richtung Tokyo ging. 🙂

So ein Sonnenblumenfestival ist sicher nichts, wo man als Tourist extra hinfahren muss, aber für uns war es ein schöner Halbtagesausflug.

Auf Yukata- und Kimono-Suche in Asakusa.

Als ich vorletztes Wochenende meinen Yukata (浴衣) nach langer Zeit mal wieder anhatte, hat das irgendetwas in mir losgetreten. Seit dem bin ich eigentlich ständig zumindest virtuell auf der Suche nach Yukata und Sommer-Kimono (夏着物)* und träume vor mich hin. Traditionell japanische Kleidung ist eben einfach schön. 🙂

Nun habe ich im Alltag nicht allzu viele Gelegenheiten, um in Yukata oder Kimono unterwegs zu sein, weswegen ich zumindest diesen Sommer jede Gelegenheit beim Schopfe packen werde: Feuerwerk, Sommerfeste in der Gegend, Sommerfest auf Arbeit, und im Onsen-Hotel in Hakone kann ich auch den ganzen Tag im Yukata herumlaufen.

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Nur schnell am Abend angezogen.

* Yukata sind Baumwoll-Kimono, die man im Sommer trägt. Darunter trägt man für gewöhnlich nur etwas Leichtes. Kimono haben zwar denselben Schnitt, können aber auch aus anderen Materialien bestehen und sie werden mit einem Nagajuban (長襦袢), einem oft weißen Unterkimono, getragen.

Nachdem ich am Sonntag Abend mit meinem Mann einkaufen war und sich auch ein neuer Yukata samt Obi (帯) in meine Hände verirrte, beschloss ich mich am Montag, den ich frei hatte, auf den Weg nach Asakusa zu machen. In der Gegend um den Sensō-Tempel (浅草寺) befinden sich haufenweise Kimono-Läden, da wollte ich mich umschauen. 🙂 Eigentlich war der Plan neue Geta (下駄), Holzsandalen, zu kaufen, was letztendlich nicht klappte, aber ich werde etwas finden.

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Obi im Tansu-ya. Einmal alles, bitte!

Während neue Kimono meist sehr teuer sind, findet man in Asakusa viele Läden für gebrauchte Kimono und Obi, zum Beispiel die Kette たんす屋 (Tansu-ya), die gleich mit mehreren kleinen Läden vor Ort ist, und 福服 (Fuku-Fuku).

Es gibt dort wirklich sehr schöne Kimonos und Obi, bei einem gelb-grünen wäre ich auch fast schwach geworden. Aber 6,000Yen (43€) ist dann doch im Moment etwas viel, zumal ich eben nicht ständig Yukata oder Kimono tragen kann.

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Letztendlich habe ich aber trotzdem in einem anderen Laden, やまとみ (Yamatomi), einen günstigen gelben Obi für 1,500Yen (ca. 11€) gekauft. Obi faszinieren mich mehr als Yukata und Kimono, ich könnte sie alle mit nach Hause nehmen. 😀

In einem anderen Laden gab es Obijime (帯締め) für 324Yen (2,36€) pro Stück, jetzt habe ich einen orangenen und einen grünen. 🙂

Zu Neujahr möchte ich dieses Mal dann auch wieder einen Kimono tragen. 🙂 Meine Schwiegermutter hat zwar einige Kimonos zuhause, leider sind die alle etwas zu klein.

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Ein Geta-Laden

Eigentlich hat man natürlich etwas Spielraum, ein Kimono wird schließlich eh einmal umgefaltet und er wächst auch mit, wenn man dicker wird, aber was zu kurz ist kann auch nicht länger gemacht werden. Während kurze Ärmel im Sommer nicht so schlimm sind, war es zu Neujahr dann doch ziemlich kalt.

Falls es sich dieses Jahr finanziell machen lässt, würde ich also gern einen Kimono kaufen. Das lässt sich eigentlich nur gebraucht bezahlen, aber immerhin weiß ich jetzt, wo ich schauen muss. 🙂

Japanisch Kochen: Mit Ingwer gegen den Sommer!

Es ist noch immer unglaublich heiß, wenn ich die Haustür öffne schwallt mir schwüle Luft entgegen. Selbst wenn es windig ist, ist es weniger eine erfrischende Brise als als würde man vor einem riesigen Fön stehen.

Damit uns das nicht die Laune verdirbt, ein weiteres Sommerrezept! 🙂 Es ist das simpelste Shōga-Yaki (生姜焼き)-Rezept, das ich je gesehen habe, und schmeckt auch wirklich gut. 🙂

生姜焼き Shōga-Yaki

200g dünngeschnittenes Schweinefleisch*

Mehl

★ 1EL geriebener Ingwer

★ 1TL Zucker

★ 1EL Koch-Sake

★ 2EL Sojasauce

★ 2EL Mirin

* Eine Freundin in Deutschland erzählte mir letztens, wie sie ihr Fleisch dünn schneidet: Ein wenig einfrieren, dann schneiden.

① Das Schweinefleisch mehlieren (in Mehl wenden) und leicht anbraten.

② Alle mit ★ gekennzeichneten Zutaten vermischen und hinzugeben.

③ Braten bis kaum noch Sauce da ist. Fertig! 😀

Die Rehe in Nara.

In den letzten Tagen gibt es viele Artikel, Fotos und Videos über die Rehe Naras, die sich auf den Straßen breitmachen un den Verkehr teils blockieren.

奈良 (Nara) ist eine meiner liebsten Städte in Japan, was nicht viel heißt, weil ich noch immer nur in 18 von 47 Präfekturen war. Zum Glück habe ich ja noch einiges an Zeit um das nachzuholen. 🙂

Nachdem wir standesamtlich heirateten mussten wir nach Ōsaka, weil sich die Deutsche Botschaft nach dem Beben vom 11. März 2011 dorthin verzogen hatte, wir aber Papiere brauchten um die Ehe in Deutschland anmelden zu können. Mein Mann mag Ōsaka nicht* und so machten wir uns, nachdem wir die Dokumente bekommen hatten, ins eine Stunde entfernte Nara.

* Wenn man ihm glauben schenken darf, ist das eine alte Tokyo-Osaka-Rivalität.

189562_1908483595819_7707674_nWährend Nara natürlich Kulturschätze wie den Tōdai-Tempel (東大寺) mit der großen Buddhastatue und den 興福寺 (Kôfukuji; Kôfuku-Tempel) beherbergt, kommt einem beim Wort „Nara“ eigentlich nur eins in den Sinn: Rehe!

Als Nara damals Hauptstadt wurde (710-794), kam der Schutzgott der Familie Fujiwara (藤原) auf dem Rücken eines Hirschs vom Kajima-Schrein (鹿島神社, 鹿島 ist Reh-Insel) in die Stadt. Rehe sind Helfer der Götter, und damit eigentlich heilig.

In der Edo-Zeit (1603-1868) wurde das Töten der Rehe dann auch mit dem Tode bestraft, weswegen noch immer herumerzählt wird, dass man mit drakonischen Strafen rechnen müsse, sollte man einem der Tiere ein Haar krümmen. In Wirklichkeit sterben wohl jedes Jahr etwa 50 Rehe im Straßenverkehr, was aber genau so behandelt wird, wie bei jedem anderen wilden Tier.

Das sind sie nämlich letztendlich: Wild. Die Rehe gehören niemandem, sondern laufen komplett frei durch die Stadt. Es gibt natürlich eine Stiftung, die Stiftung zum Schutz der Rehe in Nara (奈良の鹿愛護会), die neben anderen Dingen verletzte Tiere versorgt und den Tieren einmal im Jahr die Geweihe abnimmt, aber sonst dürfen sie herumlaufen wie sie möchten.

Rehe können nämlich durchaus aggressiv sein, ob nun während der Brunftzeit oder wenn sie ihr Junges beschützen wollen.

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Gib mir Futter!

Besucher kaufen oft Shika-Senbei (鹿せんべい), Reiscracker, um die Rehe zu füttern. Die Rehe assoziieren Menschen also mit Futter, und sobald sie wissen, dass man wirklich welches hat, können sie ziemlich gemein werden. Treten, beißen und schubsen können Rehe ungemein gut. Angeblich kann man sie aber davon überzeugen, dass mein kein Futter hat, wenn man zweimal klatscht und dann seine Hände hochhält. Wie gut das wirklich klappt weiß ich nicht.

Nara ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Wenn man eh schon in Kyoto oder Osaka ist, lohnt sich die Fahrt. Nur immer dran denken: Rehe sind keine Haustiere. 🙂

Und vielleicht nicht das Auto nehmen, derzeit scheint es Reh-bedingte Staus zu geben. 😉

Blaubeeren pflücken in Yokohama.

Am Sonntag nach dem Feuerwerk im Regen setzte ich mich morgens in die Bahn um eine Stunde später in 東戸塚 (Higashi-Totsuka) auszusteigen und mit einer anderen Gruppe Blaubeeren zu pflücken.

20140720_120902(0)In Japan gibt es sehr viele Orte, wo man selbst Früchte pflücken kann, 2011 verbrachten wir unseren Sommerurlaub in 山梨県 (Yamanashi-ken, Präfektur Yamanashi) und pflückten dort Pfirsiche und Weintrauben. Je nach Jahreszeit unterscheidet sich das Angebot natürlich. 🙂 Weil Obst in Japan unglaublich teuer sein kann, lohnt es sich oft auch finanziell. 😉

Wir waren im Yours Garden, mit dem Bus vom Ostausgang des 東戸塚駅 (Higashi-Otsuka-Eki; Bahnhof Higashi-Otsuka) fährt man zehn Minuten in Richtung 緑園都市駅 (Ryokuen-Toshi-Eki) und steigt 中村 (Nakamura) aus. Von dort ist es ein kurzer Fußweg.

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Hier ist die Schale noch leer.

Für 1,000Yen (7,30€) bekommt man eine Schale, in die etwa 200g Blaubeeren passen und hat außerdem 30 Minuten Zeit um sich den Mund mit Blaubeeren vollzustopfen. Es gibt verschiedene Arten von Blaubeeren, süßere und saurere. Am leckerste sind wohl die, die schon als gesamtes Bündel eine schöne Farbe haben. Die oben im Foto also eher nicht. 😉

Weil ich mit Absicht nicht gefrühstückt hatte, passten sehr viele Blaubeeren in meinen Magen und selbst als ich eigentlich der Meinung war voll zu sein, war die Verlockung doch zu groß. Immerhin ist’s angeblich gut für die Augen und die Haut, es war also total gesund. Alle mindestens 300g.

Mit den Blaubeeren habe ich übrigens Mustikkapiirakka gemacht. Das ist finnischer Blaubeerkuchen mit Joghurt. 🙂 Ein (japanisches) Rezept findet ihr hier, und ein Foto von meinem gibt’s bei Instagram.