Der Tag, an dem ein Sumo zu Besuch kam.

Am Mittwoch hatten wir unsere alljährliche Mochi-Party. An sich ist das einfach ein Ritual, das sich jedes Jahr wiederholt, und irgendwie ziemlich langweilig. Viel herumsitzen und warten, Fotos schießen, fertig.

Doch nicht so dieses Jahr. Erstens kam ein anderer Kindergarten unserer Kette zu Besuch. Das war kein Grund zur Freude, denn die Kinder, die diesen Kindergarten besuchen sind absolut undiszipliniert. Deren Klasse mit den Zwei- bis Dreijährigen machte gar nicht erst Anstalten sich hinzusetzen, während meine Klasse das ohne Probleme hinbekommen hat. Außerdem wurden deren Lehrer einfach mal getreten, ignoriert oder anders geärgert. Das gäbe es bei uns nicht… Insgesamt gehört unsere Filiale zu denen mit der meisten Zucht und Ordnung in der Kette, die Besucher sind in der Hinsicht der am schlimmste Kindergarten. Es war also ein riesiger Unterschied, der uns einfach den Mund hat offenstehen lassen. Als sie wieder weg waren, haben wir erstmal tief durchgeatmet.

20140129_105042Es gab aber auch eine gute Änderung zum Vorjahr: Ein Sumo kam zu Besuch! 😀 Wenn man an japanischen Sport denkt, denkt man glaube ich immer auch recht schnell an 相撲 (Sumô). Das 両国国技館 (Ryôgoku Kokugikan) liegt in der Nähe, und お相撲さん (o-Sumô-san; Sumô-Kämpfer*) sehe ich manchmal in der Bahn, mit ihren Yukata. Ich hatte aber noch nie mit einem geredet. Die Kinder waren natürlich auch total fasziniert. 😀 Vor allem die Dimensionen sind sehr beeindruckend, und jedes Kind weiß, wie stark so ein Sumo ist.

* お相撲さん (o-Sumô-san) ist nicht die korrekte Terminologie, eigentlich heißen sie 力士 (Rikishi). Es sagt aber fast jeder お相撲さん.

Der Sumo, der zu uns kam, heißt 若山聡 (Wakayama Satoshi), ist 21 Jahre alt und war total nett. Er hat uns sogar einige Fragen auf Englisch beantwortet. 🙂 Wir haben gefragt, wie viel Reis er am Tag isst: Fünf Ramen-Schalen! Ich würde nach einer halben schon umfallen. Sumo leben in sogenannten 部屋 (heya; Zimmern), Wohnheimen für Sumos, die stark hierarchisch organisiert sind. Urlaub hat er nicht wirklich.

20140129_110905Zuerst mussten sich unsere männlichen Lehrer mit Wakayama messen, hatten aber absolut keine Chance. Sumo sind nicht nur schwer, sondern es ist auch ihr Job sich nicht vom Fleck zu bewegen. Für die Kinder war er aber so nett und hat jedes Mal verloren. Es war wirklich ein großer Spaß, und bleibt den Kindern glaube ich mehr als das Mochi-Schlagen im Gedächtnis.

Während wir am Anfang immer nur Gruppen von bis zu fünf Kindern auf ihn losließen, hatten wir am Schluss noch etwas Zeit übrig und ließen die ganze Kompanie, zwei Klassen, gegen ihn drücken. Sie haben natürlich gewonnen. 😉

So viele Buchstaben, so viele Worte.

Diesen Blog betreibe ich seit fast drei Jahren, viele Besucher haben die meisten meiner Einträge gelesen, langsam bin ich mutig genug, um euch ein wenig mehr Privates anzuvertrauen.

Ich hoffe also nicht zu große Besorgnis auszulösen, wenn ich euch mein größtes Problem gestehe: Ich habe haufenweise Bücher, die ich noch nicht gelesen habe. Einige Bücher wurden mir empfohlen, andere habe ich von meiner Schwiegermutter bekommen und wieder andere — ich weiß nicht? Nach unruhigen Nächten erwache ich und muss feststellen, dass sich schon wieder ein Buch in meine Sammlung geschlichen hat.

Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen 30 Bücher zu lesen. Bisher habe ich vier ausgelesen, eines lese ich („The Aquariums of Pyongyang“ von Kang Chol-Hwan). 15 habe ich ungelesen auf dem Kindle oder im Bücherregal. Fünfzehn! Tatsächlich im Bücherschrank stehen davon zum Glück nur fünf und zwar die japanischen Bücher, die ich von meiner Schwiegermutter bekommen habe.

Auf Japanisch zu lesen ist eigentlich kein Problem. Wenn ich nicht so schrecklich faul wäre. Ich bin ein ziemlich schneller Leser, nicht weil ich eine Technik hätte, sondern weil ich Übung habe. In der Grundschule fanden das die anderen Kinder immer sehr eigenartig. Ich habe einfach auch schon als Kind sehr gern und viel gelesen. Am schnellsten lese ich natürlich auf Deutsch, Englisch geht auch recht fix, wenn es zu Japanisch kommt geht diese Lesegeschwindigkeit aber sehr zurück. Zudem ist Japanisch zu lesen etwas anstrengend.

Dass die japanischen Bücher liegenbleiben ist also reine Faulheit. Dass die deutschen und englischen Bücher auf der Speicherkarte verstauben liegt daran, dass ich zu viele kaufe. Theoretisch müsste ich bei meiner derzeitigen Lesegeschwindigkeit bis Juni keine Bücher mehr kaufen. Praktisch sind Bücher aber so ein guter Einkauf. Bei Büchern denke ich nie, dass ich einen sinnlosen Kauf getätigt habe. Bücher sind immer gut. Bücher hat man nie genug. Bücher ♥

Bücher haben bringt nichts, wenn man sie nicht auch liest. Und so nehme ich mir vor mehr zu lesen oder zumindest keine neuen Bücher zu kaufen, bis ich zumindest die Hälfte der derzeitig ungelesenen Bücher abgearbeitet habe. Außerdem gelobe ich wieder mehr Japanisch zu lesen. Vier von 26 Büchern im Vorjahr ist zu wenig.

Ungelesene Bücher, derzeit:

  1. Émile Zola – The Ladies‘ Paradise
  2. John Sweeney – Elephant Moon
  3. F. Scott Fitzgerald – The Great Gatsby
  4. Silke Nowak – Schneekind
  5. John Silver – Thomas Edison: Resurrector
  6. James Whitworth – The Eve of Murder
  7. Charles Dickens – A Christmas Carol
  8. John Green – Looking for Alaska
  9. Peter Silverton – Filthy English
  10. Ken Robinson – Finding your Element
  11. 東野圭吾 (Higashino Keigo) – 容疑者Xの献身 (Yôgisha X no Kenshin)
  12. 東野圭吾 (Higashino Keigo) – 流星の絆 (Ryûsei no Kizuna)
  13. 東野圭吾 (Higashino Keigo) – 夜明けの街で (Yoake no Machi de)
  14. 東野圭吾 (Higashino Keigo) -白夜行 (Byakuyakô)
  15. 三島有紀子 (Mishima Yukiko) – しあわせのパン (Shiawase no Pan)

In eigener Sache, Re: Mysteriöse Phantomeinträge.

Wie sicher einige Abonnenten, die Benachrichtigungen über neue Einträge per E-Mail erhalten, mitbekommen haben, kommt es manchmal vor, dass eine E-Mail über einen neuen Eintrag eintrifft, der verlinkte Eintrag aber nicht existiert. Manchmal taucht er später wieder auf.

Das liegt nicht an hellseherischen Fähigkeiten des E-Mail-Dienstes, sondern an mir.

Ich schreibe Einträge meist nicht am Stück und nicht an dem Tag, an dem sie veröffentlicht werden. Sie liegen also entweder als geplante Artikel oder als Entwürfe bei mir herum. Bei Entwürfen kann es passieren, dass ich aus unerfindlichen Gründen aus Versehen auf den großen blauen „Veröffentlichen“-Button komme, obwohl der Artikel noch gar nicht fertig ist.

Während ich die daraus entstehenden Posts bei Facebook und Google+ einfach löschen kann, kann ich die Mails, die an meine Abonnenten gesendet werden, nicht rückgängig machen.

Verzeiht mir bitte für die Verwirrung, „So viele Buchstaben, so viele Worte.“ kommt morgen. 🙂

Deutschland bei uns.

Als Freunde meines Mannes das letzte Mal bei uns waren, meinte einer, dass mein Mann offensichtlich Japan schon hinter sich gelassen habe. Unsere Wohnung, abseits des Kotatsu im Schlafzimmer, sieht eben nicht typisch japanisch aus. Das ist nicht geplant, es passiert einfach.

Letztendlich kaufen wir nämlich fast alles in Japan. Unsere Möbel sind größtenteils in Japan gekauft, sämtliche Haushaltsgeräte sind von japanischen Firmen, und natürlich kommen auch die meisten unserer Lebensmittel von der Insel. Wir sind also nicht auf Biegen und Brechen darauf bedacht, Dinge aus dem Ausland zu kaufen.

Außer bei manchen Dingen.

  • Tempotaschentücher

Japanische Taschentücher sind der größte Mist. Die sind so dünn, dass sie nach einem heftigen Schnauben einfach reißen. Deswegen haben wir zuhause immer eine Packung mit Tempos im Schrank. Einmal haben uns sogar meine Schwiegereltern Tempos aus Hong Kong mitgebracht. 😀

  • Frosch

Ich weiß gar nicht warum wir unser Geschirr mit Frosch-Geschirrspülmittel waschen, aber es ist im regulären Handel in Japan erhältlich und wir mögen den Geruch. Außerdem haben wir beide das gute Image der Firma im Hinterkopf, was die Umweltverträglichkeit angeht.

  • 20140126_073803Fertig-Knödel

Von einer lieben Freundin habe ich zu Weihnachten wieder einen Batzen Knödel zugesendet bekommen und habe mich riesig gefreut. 😀 Knödel kann man natürlich auch selbst machen, aber das habe ich einmal versucht und es war sehr anstrengend und sah letztendlich nicht so super aus. Knödel passen auch wunderbar zu einigen Gerichten, die man in Japan sehr einfach machen kann, wie z.B. ビーフシチュー (Beef Stew, Rindfleischeintopf) und ハヤシライス (Hayashi Rice).

Und jetzt kommen die Frauen-Sachen. 😉

  • Tampons

Japanische Tampons sind der Teufel und den guten deutschen O.B.s komplett unterlegen. Am Anfang habe ich mal welche gekauft, habe es dann aber ganz schnell sein gelassen. Japanische Binden sind absolut in Ordnung, nur die Tampons wirken ein wenig wie gepresste Pappe.

  • Unterwäsche

Japanische Unterwäsche ist süß. Wirklich. Nur habe ich in diesen süßen Läden noch keinen BH gefunden, der unter einem T-Shirt tragbar gewesen wäre. Das ist alles Rüschen und Spitze, außerdem mit riesigen Polstern. Ich benötige keine Polster, aber wenn man die herausnimmt sieht das alles unförmig aus. Für einen vernünftigen BH müsste ich zu Triumph und Konsorten gehen und 5,000Yen oder mehr ausgeben. Nein. BHs werden in Deutschland gekauft.

Und das war’s. 😀 Manchmal kaufen wir in Importläden etwas ein, aber für gewöhnlich ist uns das zu teuer. Es sind aber alles Dinge, die ich nicht missen möchte, egal wie sehr ich mich an Japan gewöhnt habe.

Spontaner Hirnausfall.

Kennt ihr das, wenn irgendetwas in eurem Kopf total vernünftig klingt? Auch, wenn jemand anders sagt, es wäre falsch? Bis euch nach viel zu langen 30 Sekunden auffällt, was für einen Stuss ihr verzapft habt?

Ich will ja nicht angeben, aber das passiert mir ständig. Am schönsten ist eigentlich folgende Episode aus der Zeit, als ich in einem deutschen Restaurant in Aoyama gearbeitet habe. Wir mussten für jeden Gast das aktuelle Tagesmenü runterbeten. Ich weiß nicht mehr genau, was es an diesem Tag war, aber eines der Angebote war mit おろし大根 (oroshi daikon; geriebener Riesenrettich).

Claudia: (blablablablabla) とおしり大根 (to oshiri daikon)・・・

Der Tisch lacht.

Mitarbeiter: Bist du dir sicher?

Claudia: おしり大根, oder?

Der Tisch lacht weiter.

Mitarbeiter: おろし大根 (oroshi daikon) heißt das!

Was war so lustig? おしり (oshiri) heißt Hintern. Ich wollte den Damen und Herren also Hintern-Rettich andrehen.

Oft sehe ich auch Dinge, die direkt vor mir sind, nicht. Dann frage ich, wo irgendetwas ist, und man zeigt sich verwundert, wie ich es nicht sehen konnte. Hirnausfall.

Weil mir das so oft passiert und immer etwas peinlich ist, habe ich mich letztens ein bisschen gefreut, als es jemand anders passierte. In der Drogerie wollte ich bezahlen.

Kassierer: 2,064Yen bitte.

Ich lege 2,504Yen hin.

Kassierer: Haben Sie 100Yen?

Ich: Nein, leider nicht.

Er schaut mich an, als wäre ich verrückt. Ich überprüfe die Preisanzeige der Kasse und das Geld, das ich hingelegt habe.

Er: Dann legen wir etwas zurück?

Ich: Warum?

Er: Weil das Geld nicht reicht.

Ich: … Das sind 2,504Yen. Das sollte reichen.

Er zählt durch. Schaut auf die Anzeige. Ist sichtlich peinlich berührt.

Er: Ojee, das tut mir so leid.

Und der Rest der Transaktion verläuft ohne weitere Zwischenfälle.

Ich bin nicht die Einzige, der so etwas passiert! 😀