Wieder auf Start?

IMGP8869Hier erwähne ich es nur selten, aber ich habe tatsächlich noch immer Koreanischunterricht. Privat, was auch daran liegt, dass ich in Gruppen Probleme habe, wenn es zu schnell oder zu langsam geht. Ich bin laut meiner Lehrerin sehr schnell mit Grammatik und meine Aussprache ist auch nicht ganz schlecht. Dafür kann ich mir keine Vokabeln merken…

Auf jeden Fall ist meine eigentliche Lehrerin hauptsächlich Übersetzerin, was sie zwar selbst super anstrengend findet, aber mehr Geld einbringt. Wegen eines Jobs in der Richtung ist sie jetzt für mehrere Monate in Korea, ich brauche also eine Vertretungslehrerin.

Die hat sie mir auch vermittelt, wir haben uns letzten Donnerstag getroffen und ich hab mich so über mich geärgert! Das Ding ist nämlich, dass ich im August und September kaum Unterricht hatte, und deswegen das Gefühl habe, alles vergessen zu haben. Wenn ich etwas gefragt werde, kann ich nur mit großen Augen starren, weil ich die Frage nicht verstehe. Lesen und Schreiben klappt, da hat man ja auch Zeit. Aber irgendwie muss ich mehr sprechen.

Das ist sicher auch für die Lehrerin etwas eigenartig und ich werde natürlich total paranoid, dass sie denkt, ich wäre dumm. Meine größte Angst sowieso. 😉

Also werde ich mich mal wieder dahinter klemmen. 화이팅!

Die Teutschen.

Mein Mann und ich, wir kommen beide aus Teutschland.
Teutschland ist fast wie Deutschland, nur ein wenig anders.

Ich: Du hast ganz lange Wimpern!

Er: Ja ja, weil ich Europäer bin!

Ich: Aber deine sind ganz grade, nicht gebogen.

Er: Ich bin ja auch aus Teutschland. Deswegen ist meine Haut auch so weiß.

Ich: Ach ja, habe ich ganz vergessen.

Er: Wusstest du eigentlich, dass Teutsch dem Japanischen sehr ähnlich ist?

Wir haben den Running Gag, dass er der Europäer in der Beziehung ist. Große Füße, weiße Haut, lange Wimpern. Generell findet er, dass er viel besser in Europa hätte geboren werden sollen.

Er idealisiert Europa ungemein. Alles, was an Japan schlecht ist, ist in Europa nämlich viel besser. Als „europäisch“ gelten für ihn natürlich nur Deutschland, Österreich, die Schweiz und Skandinavien. Vielleicht noch England, aber eigentlich ist das Essen dort zu schlecht.

In Europa muss man nicht so viel arbeiten, die Menschen verstecken sich nicht hinter ihrer Höflichkeit und Reserviertheit und der Sommer ist angenehm kühl. Das Bier ist besser, das soziale Netz sowieso. In Europa ist alles gut, während in Japan Leute wegen Überarbeitung sterben*.

* Dafür gibt es ein Wort: 過労死 (Karôshi).

Tatsächlich lebten 2004 fast 23,000 Japaner in Deutschland. 2011 waren es schon über 31,000. In Japan leben hingegen nur etwa 5,300 Deutsche (Stand 2011). An irgendwas wird es liegen. 😉

Nun hat er aber noch nie in Europa gelebt. Zusammengenommen war er noch nicht einmal einen ganzen Monat dort. Für einen Urlaub ist Deutschland auch durchaus nett, große Häuser, viel Grün, viel Käse. Aus den 20 Jahren, die ich dort gelebt habe, erinnere ich mich aber auch an streikende Bahnfahrer, Freunde, die ausgeraubt wurden, Behörden die bestimmte Aufgaben nur jeden zweiten Donnerstag im Monat zwischen zwölf Uhr 30 und zwölf Uhr 32 erfüllen und natürlich an Hundehaufen. So viele Hundehaufen…

Mein Mann sagt, dass ihn das alles nicht stören würde, müsste er dafür weniger arbeiten. Ich glaube, dass sich die Euphorie über kürzere Arbeitszeiten schnell abnutzen würde. Eigentlich wäre es perfekt, wenn wir einfach mal für ein Jahr nach Deutschland ziehen könnten, um es auszuprobieren. Dafür ist es aber etwas zu spät, eigentlich hätte man das machen müssen, als mein Mann noch studierte. Also bleiben wir erst einmal hier.

Vielleicht gründen wir ja die Faulenzer-Republik Teutschland in unserem Wohnzimmer.

(Deutschland heißt auf Japanisch ドイツ (Doitsu), Teutschland ist analog dazu トイツ (Toitsu))

Onigiri-Party!

Am Ende unseres langen Wochenendes hatten wir keine Lust mehr richtig zu kochen. Einfach irgendetwas kaufen wollten wir aber eigentlich auch nicht. Außerdem fiel uns auf, dass wir schon lange keine Onigiri mehr gegessen hatten.

IMGP8835Was liegt also näher, als eine kleine Onigiri-Party zu veranstalten? Was man für Onigiri braucht, seht ihr auf dem Bild: Reis, Salz, Nori und Küchenfolie.

Weil nur Reis ein wenig langweilig ist, hatten wir außerdem Konservendosen mit Yakitori und Fisch gekauft, außerdem Furikake in verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Onigiri zuzubereiten ist nicht sonderlich schwer. Zuerst schneidet man ein in etwa quadratisches Stück Küchenfolie ab und streut etwas Salz drauf.

Darauf kommt dann Reis, den man etwas ausbreitet.
IMGP8843Mittig auf dieses Reisbett kommt die Füllung, man muss etwas aufpassen, dass es nicht zu viel wird. Wenn man damit fertig ist nimmt man die vier Ecken der Küchenfolie zusammen und faltet den Reis über der Füllung zusammen. Dann noch festdrücken, Küchenfolie ab, Nori dran, fertig.

Für Furikake bietet sich eine kleine Schüssel an, in die man den Reis und das Furikake gibt. Mit etwas Butter oder Margarine wird das Endergebnis noch etwas aromatischer. Alles zusammenmixen, bis das Furikake sich über den gesamten Reis verteilt hat und dann mit den Händen formen.
IMGP8863Onigiri wird in Japan fast ausschließlich mit der Silbenschrift als おにぎり geschrieben, mit Kanji sieht es so aus: 御握り. 握る (nigiru) bedeutet etwas mit der Hand zu formen, zu halten oder zu greifen. Deswegen heißt Nigiri-Sushi (das mit dem Fisch oben drauf) auch so: Der Reis wird mit der Hand geformt.

Zu den Onigiri gab es bei uns Miso-Suppe. Letztendlich haben wir viel zu viele Onigiri gemacht, ich musste das letzte herunterzwingen. Reis füllt einen doch ganz gut. 🙂

Eiskalt erwischt.

IMGP8613Mein Mann brauchte unbedingt und dringendst eine neue Brille, weswegen wir den ersten Tag dieses langen Wochendes* damit verbrachten durch sämtliche Brillengeschäfte, die Ray Ban führen, zu gucken. Man hat ja sonst nichts zu tun. 😉 Deswegen ging es auch zur Ginza (銀座), der Einkaufsstraße Tokyos. Um ehrlich zu sein ist es in etwa so sehr die Einkaufsstraße Tokyos, wie der Ku’Damm die Einkaufsstraße Berlins ist: Es war vielleicht mal exklusiv, jetzt tummeln sich dort auch H&M, Zara und Konsorten. Bevor man nicht an einem Abercrombie & Fitch vorbeigelaufen ist, weiß man nicht, was Geruchs-Terrorismus ist. Der Laden verpestet die Luft im Umkreis von 200 Metern mit dem hauseigenen Parfum.

* Am Montag ist Herbstanfang. Ein Feiertag. Natürlich.

Nebenbei waren noch unglaublich viele Leute unterwegs, viele Touristen aus China, von denen sich manche nicht ganz so gut an die Regeln halten. Auf der Straße wird nicht geraucht und laut durch die Gegend brüllt man eigentlich auch nicht. Ich bin natürlich unglaublich verständnisvoll, und bedenke immer, dass ich ja nur die nervigen Chinesen bemerke, es aber bestimmt eine ganze Armee regeltreuer Chinesen gibt. Mein Mann eher nicht. Er hat so ein paar Eigenarten und Ansichten, die ich lieber nicht zu nah beleuchten möchte… :(** Ist halt doch ein Inselvolk.

** Keine Sorge, das hält mich nicht davon ab ihn darüber zu informieren, dass ich solche Stereotypen inakzeptabel finde.

IMGP8630Auf jeden Fall war mein Mann etwas genervt, als wir an der Asahi Super „Dry“ Extra Cold Bar ankamen und sich seine Laune schlagartig änderte. Auch wenn wir natürlich nicht wirklich an der Bar ankamen, sondern an der Schlange vorm Eingang. Die Bar ist nur noch bis zum 30. September, also noch etwa eine Woche geöffnet, der Besucherandrang ist groß. Wir mussten circa 15 Minuten anstehen, bis wir nach drinnen gebeten wurden.

Was die Bar besonders macht ist, dass Asahi-Bier in Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ausgeschenkt wird. Das ist es eigentlich schon. Dieses eiskalte Bier gibt es nicht einmal nur in dieser Bar, sondern auch in ein paar anderen Restaurants, aber Japaner lieben alles was besonders und zeitlich begrenzt ist. 😉

IMGP8639Mein Mann hat ein helles und ein dunkles Bier bestellt, beide waren wohl sehr gut. Ich hielt mich derweil an meinem Ginger Ale fest, ich bin kein großer Biertrinker.

Kleine Speisen kann man auch bestellen, wir hatten eine Pizza mit Tomaten-Spaghetti und Tomate-Mozzarella-Miso-Häppchen.

Nebenbei kann man auch seinen Bier-Einschenk-Meister machen und bekommt beim Erfolg eine Meister-Karte. 😉 Meine Schwiegereltern haben das beide gemacht, wir haben drauf verzichtet.

Im Laden selbst war es ziemlich laut, einfach aufgrund der vielen Leute und der musikalischen Beschallung, aber wirklich gestört hat es nicht und wir konnten uns trotzdem unterhalten.

Als Gimmick war es ganz nett, Stammgäste werden wir aber eher nicht, dafür ist die Auswahl zu sehr eingeschränkt, auch wenn das natürlich zum Konzept gehört. Außerdem hindert uns, dass es den Laden bald nicht mehr gibt.*** 😉 Dann muss mein Mann wieder kühlschrankwarmes Bier trinken. Der Arme. 😉

*** Ich hörte, dass es den Laden immer wieder gibt, aber eben nicht ganzjährig.

東京都中央区銀座2−6−3

Tôkyô-to, Chûô-ku, Ginza 2-6-3