Japanisch kochen: Oyakodon.

Nach langer Zeit mal wieder ein Rezept! Oyakodon (親子丼) heißt „Eltern-Kind-Reisschale“, was ich ein bisschen gemein finde – die Eltern sind das Hühnchenfleisch, das Kind ist das Ei. Arme kleine Hühnchen!

親子丼 Oyakodon für zwei Personen

1 Hähnchenschenkel
1 Esslöffel Sake (Kochalkohol)
1/4 Zwiebel
4 Eier

☆ 160ml Wasser
☆ 3 Esslöffel Sojasauce
☆ 3 Esslöffel Mirin
☆ 3 Esslöffel Sake
☆ 3 Teelöffel Zucker
☆ 2 Teelöffel Dashi-Pulver

(zwei Portionen Reis)

① Mama- oder Papa-Hähnchen in mundgerechte Stücke mit ca. einem Zentimeter Dicke schneiden. Danach mit dem Esslöffel Sake in eine Plastiktüte geben. Die betrunkenen Eltern dann ca. 15 Minuten in den Kühlschrank packen.

② Zwiebeln in Scheiben schneiden.

③ Die Eier in ein Gefäß schlagen und leicht (!) verquirlen.

④ Das Hähnchen wieder aus dem Kühlschrank nehmen und das ausgetretene Wasser mit Küchentuch oder ähnlichem wegwischen.

⑤ Alle mit ☆ gekennzeichneten Zutaten und die Zwiebeln in eine Pfanne geben und wenn es anfängt zu kochen das Hähnchen hinzugeben und auf niedriger bis mittlerer Flamme vier bis fünf Minuten köcheln lassen.

⑥ Wenn die Farbe der „Soße“ etwas dunkler geworden ist, 2/3 des Eis kreisförmig (ergibt das Sinn?) herübergeben.

⑦ Auf großer Flamme kurz kochen lassen, dabei die Pfanne schwenken, damit das Ei nicht festbackt. Wenn es etwas härter geworden ist, das verbliebene Drittel hinzugeben und den Herd ausschalten.

⑧ Auf den Reis rutschen lassen. Ende!

(photo credit: M.Murakami DSCF1401 via photopin (license))

Auf Wohnungssuche.

Wohnungsgrundriss

Grundriss der jetzigen Wohnung

Wir wohnen in einer (sehr) kleinen Wohnung.

Ansonsten ist alles wunderbar, die Lage stimmt, wir haben eine Bushaltestelle vor der Tür und die Sonne scheint uns im Winter die Wohnung warm.

Ein weiteres Zimmer wäre aber wirklich gut.

In Japan ist das Frühjahr die Zeit, in der die meisten Leute umziehen. Die meisten größeren Veränderungen finden hier vor und um den April statt: Schul- und Uniabschluss, Arbeitsantritt, Arbeitsplatzveränderungen. Also keine schlechte Zeit um nach einer Wohnung zu suchen.

Wir waren am Wochenende, für mich zum ersten Mal*, beim Makler. Unsere Bedingungen waren wie folgt: 2LDK** oder größer, in der Gegend***, höchstens zwölf Minuten Fußweg zum Bahnhof, möglichst neu und Miete bei höchstens 130,000Yen (ca. 1100€). Und wenn möglich, gern mit der Möglichkeit, Haustiere zu halten.

* Die Wohnung, in der wir jetzt wohnen, hat mein Mann allein gesucht und in Deutschland habe ich nie allein gewohnt.

** Zwei Zimmer, Wohnzimmer mit Ess- und Kochbereich

*** Eine der teuersten Gegenden in Chiba, unserer Präfektur

Wir also auf zum Immobilienmakler (die gibt es hier nämlich wie Sand am Meer), und ließen uns beraten.

Zum Glück ist unser Ansprechpartner, Herr Apaman*, sehr entspannt und versucht uns nichts schönzureden. Sehr angenehm. Wir bekommen also mehrere Wohnungen herausgesucht und entscheiden uns für fünf, die wir sehen wollen.

* „Apaman Shop“ ist der Name der Immobilienmaklerkette.

Also geht es mit Herrn Apaman im Firmenwagen los, und leider reißt uns nichts vom Hocker: Zu alt, komischer Grundriss oder das größte Problem: Keine Möglichkeit in allen Zimmern eine Klimaanlage anzubringen. Da es hier für gewöhnlich keine Heizungen gibt und die Isolierung der Häuser aber fragwürdig ist braucht man eine Klimaanlage um im Winter nicht zu erfrieren und im Sommer nicht zu schmelzen. Wenn wir aber nur im Wohnzimmer eine Klimaanlage haben, wird das Schlafzimmer nie warm bzw. kühl. Damit fallen schon einmal vier Wohnungen weg. Die fünfte hat einen Raum, der so komisch geschnitten ist, dass man ihn nicht anständig nutzen kann.

Herr Apaman erzählt uns von einer weiteren Wohnung, etwas weiter entfernt vom Bahnhof, in der man sogar Haustiere halten könnte. Als wir ankommen ist die Wohnung toll! Sehr neu, mit begehbarem Kleiderschrank und natürlich mit der Möglichkeit sich endlich eine Katze anzuschaffen. Wir sind also ganz aus dem Häuschen und freuen uns, bis dann, zurück im Büro, berechnet wird, wieviel Geld wir zahlen müssten um einziehen zu dürfen: Fast 700,000Yen (fast 6000€). Dafür ist die Lage nicht gut genug.

Mein Mann blieb aber mit Herrn Apaman in Kontakt und so bekamen wir am Dienstag mit, dass gerade eine Wohnung in sechs Minuten Entfernung zum Bahnhof freigeworden war. Euphorie beim Ehemann. Die Wohnung kann ab Mitte Februar, nach einer Grundreinigung, bezogen werden.

Gestern haben wir uns die Wohnung zeigen lassen und mein Mann hat gleich alle Dokumente ausgefüllt, die nötig sind, um sie zu mieten, damit uns keiner die Wohnung wegschnappen kann. Wir ziehen also um! Nicht weit weg, nur auf die andere Seite vom Bahnhof. Inklusive der ersten beiden Mieten (also 1.5 Mieten, wenn wir ab Mitte Februar einziehen), Kaution, Schlüsselgeld (das wir nie wieder sehen), Schlosswechselgebühr und einigen anderen Geldbeträgen bezahlen wir 600,000Yen (ca. 5000€).  Das ist noch immer viel Geld, aber die Wohnung war es meinem Mann (und er ist hier der, der spart) wert.

Grundriss der neuen Wohnung

Grundriss der neuen Wohnung

Kurz zum Grundriss: Der Eingang ist im Erdgeschoss, dann geht es eine Treppe hoch in den zweiten Stock. „CL“ sind Wandschränke und バルコニー ist der Balkon. Das kleine Dings vorm Zimmer rechts ist ein Platz um den Außenteil der Klimaanlage zu lagern.

Die Wohnung ist mit 55qm Größe ca. 21qm größer als unsere jetzige Wohnung.

Wir können uns also endlich ein Sofa kaufen! Wenn wir unterwegs sind schleichen wir in Läden immer um Sofas herum, derzeit haben wir aber keinen Platz um eins in die Wohnung zu stellen. Ab demnächst kann ich meinen Mann also aufs Sofa verbannen, wenn er mich ärgert! Woohoo! 😉

Der Umzug wird mit Sicherheit nochmal viel Stress bedeuten, ich habe schon Alpträume von schweren Dingen, die diese schmale Treppe herunterpurzeln.

Plötzlich wuselt alles.

Ich habe immer Wochen des Ewiggleichen. Dann passiert auf Arbeit nichts, privat ist auch nichts los und ich will mich nicht zu oft wiederholen.

Dann geht’s aber wieder richtig los und ich wünsche mir eigentlich nur Zeit, um mich einzurollen und zu schlafen. Oder auch Fernsehserien zu gucken. Dabei habe ich natürlich keinen mit anderen Leuten vergleichbaren Stress, nur mehr, als sonst in meiner rosaroten Wolke der Fünf-Stunden-Arbeitstage.

① Am Samstag war Sportfest aller Schulen. 390 Kinder, 1000 Angehörige, plus natürlich uns Mitarbeiter. Neun Stundenlang aufbauen, abbauen und Kinder bespaßen. Danach zu den Schwiegereltern, wo ich beim Abendessen aber beinahe vom Stuhl rutschte.

② Weil wir gern eine größere Wohnung hätten, waren wir am Sonntag auf Wohnungssuche. Leider nicht ganz erfolgreich, wenn wir auch die perfekte Wohnung gefunden haben – ich hätte mir sogar eine Katze anschaffen können. Warum’s damit nicht klappt in einem getrennten Eintrag.

③ Die Zukunft, die Zukunft, wir sind im Moment viel am Herumüberlegen, wo wir in fünf Jahren was machen wollen.

④ Und außerdem habe ich erfahren, dass ich auf der Hochzeitsfeier eines Freundes meines Mannes im März tanzen soll, mit meinem Mann und all seinen Freunden. Ojee. Ich kann doch nur den Chicken Dance

Hinzu kommen natürlich diverse Wehwehchen, manche neu, manche alt, und ich werde erstmal versuchen wieder in einen vernünftigen Rhythmus zu kommen. Bis dahin.

„Goodbye Deutschland!“ oder „Ich bin ein schrecklicher Mensch“

Wir haben zuhause keinen Fernseher, weswegen der Mann von der NHK uns immer wieder ungläubig anstarrt. Das heißt natürlich nicht, dass wir kein Fernsehen sehen. Wofür gibt es das Internet?

An deutschen Sendungen gucke ich Zapp, Die Story, Menschen hautnah und… Goodbye Deutschland! An letzterem habe ich ein beinahe morbides Interesse, auch wenn sich vor kurzem das Sendungskonzept scheinbar etwas geändert hat. Während normalerweise hauptsächlich Familien bei ihren ersten ersten Schritten im Ausland begleitet wurden, liegt der Fokus jetzt auf Familien, die schon länger im Ausland leben – das macht nicht mehr so viel Spaß. Erfolgreichen Menschen zuzusehen ist langweilig.

Goodbye Deutschland war für mich sonst immer perfekt: Wenn jemand auswandern wollte, könnte man ihm einfach zwei Folgen der Sendung vorspielen und sagen „So machst du das bitte nicht“. Ob das am „guten“ Casting oder am Schnitt lag, weiß ich nicht, aber der stereotypische Auswanderer in der Sendung spricht kein Wort der Sprache des Landes in das er ziehen will, hat keine Ahnung von behördlichen Angelegenheiten, keinen Job und keine Ersparnisse. Das sind natürlich nicht die typischen Auswanderer, sondern die, die geeignet für’s Fernsehen sind, auf dass sich der Zuschauer überlegen fühlen kann. So schwer kann Auswandern gar nicht sein, wenn man es sich nicht selbst schwer macht.

Ist es auch nicht. Man sollte sich nur darüber klar sein, dass man wirklich in ein anderes Land zieht, in dem einiges anders ist, und das „anders“ kein anderes Wort für „perfekt“ ist. Kein reales Land ist ohne Probleme. In keinem realen Land stößt man nicht manchmal auf unerwartete Mauern, wenn eben nicht alles so einfach ist wie gedacht. Und: Nur weil man umzieht lösen sich nicht alle Probleme in Luft auf, denn die schleppt man mit.

In Japan habe ich viele getroffen, die herkamen mit hohen Erwartungen ans Land, und inzwischen total frustriert sind. Viele Leute, die in ihrem Heimatland nicht richtig reingepasst haben, die meinen, in Japan könnten sie endlich so sein, wie sie sind. Das klappt meist nicht, denn Japan ist nicht das Land der Freigeister. Die japanische Mentalität unterstützt dich auch nicht, wenn du unten bist – denn an allem wird die Schuld dir zugeschoben.

Trotzdem mag ich es, hier zu leben. Auch mit weniger Geld auf dem Konto als in Deutschland, weil hier zu leben teuer ist. Auch wenn jeden Tag auf Arbeit 18 Kinder um mich herum hüpfen und schreien. Auch wenn es natürlich manchmal noch Verständigungsprobleme habe. Vielleicht ist Japan nicht das perfekte Land für mich sondern, was weiß ich, Malaysia, aber zurück nach Deutschland will ich erstmal nicht. Heimweh habe ich auch nicht, denn ich weiß ja, dass in Deutschland alles gut läuft.

Ich weiß auch, dass hier in Japan alles gut läuft. Es geht uns gut, ich integriere mich, und die Tage, an denen ich mich über etwas ärgere, nehmen ab.

Bei Goodbye Deutschland wandern sie derweil wieder zurück.

Seoul, Tag 3: Flucht aus Eisland.

Unser dritter Tag war eigentlich nur von einer Überlegung geprägt: Wie bekommen wir die Zeit bis wir ins warme Japan zurückfliegen einigermaßen schön herum?

AngukAm Morgen besuchten wir erneut Anguk (안국), um uns alte Häuser und den Gyeongbokgung (경복궁) anzusehen.

In Anguk, bzw. Bukchon (북촌) stehen viele alte Häuser, und es gibt viele niedliche kleine Läden, die einen Spaziergang in einer angenehmeren Jahreszeit sicher sehr schön machen. Auch so war es schön anzusehen, vor allem der aufsteigende Rauch/Dampf aus den Häusern.

Durch einen Seiteneingang gelangten wir in den Bereich des Gyeongbokgung der wohl auch zum National Folk Museum (국립민속박물관, Gukrimminbakmulgwan) gehört. Nachdem wir uns das Gelände ein wenig angesehen hatten, verzogen wir uns in den Kindermuseumsbereich, um wieder etwas Wärme in unsere Körper zu lassen.

GyeongbokgungJe näher wir dem Palastgelände kamen, auf umso mehr Touristen stießen wir. Für mich natürlich etwas nervig, weil ich Leute in Fotos meist eher störend finde, aber was will man machen? 😉 Das Areal ist wirklich groß, weswegen es nicht vollkommen überrannt wirkte (vielleicht lag’s auch am Wetter…). Der Eintritt war recht günstig, 3000Won (ca. 2,10€) und vor allem mit dem Blick auf die umliegenden Berge war es das absolut wert. Mit den beiden Gebäuden, die wir am zweiten Tag gesehen hatten, wiederholte es sich natürlich aber auch etwas.

Kulturbahnhof Seoul 284Darauf ging es erstmal wieder nach Myeongdong (명동), um Mitbringsel für meine Mitarbeiterinnen zu kaufen. Im Moment sind Gesichtsmasken total angesagt, die bekommt man zwar auch in Shinôkubo, aber wenn ich damit beauftragt werde, sie in Korea zu kaufen – meinetwegen.

Als weiterer Punkt abgehakt wurde der Seoul Kulturbahnhof 284 (문화역서울284, Munhakyeok Seoul 284), direkt beim Bahnhof Seoul. Ein kurzer Besuch, bei dem wir auch nach dem N-Seoul Tower suchten. Weil der aber von mehreren höheren Gebäuden umgeben und generell eher mickerig ist, brauchten wir eine ziemliche Weile dafür. Rauf wollten wir dann aber nicht auch noch und fuhren weiter. Wieder eine alte Anlage:

DeoksugungDen Deoksugung (덕수궁). Dort findet mehrmals am Tag ein nachgespielter Wachwechsel statt, so auch, als wir ankamen. Deswegen wussten wir nicht, ob wir ihn überhaupt besuchen könnten. Nach einem Besuch bei einem Café* wagten wir uns wieder in die Kälte, und alle Wachen befanden sich in der richtigen Position, weswegen wir uns trauten, Tickets zu kaufen.

Was kann ich sagen? Wieder ein sehr schöner Palast. Wieder sehr kalt. Im Deoksugung befindet sich auch das Nationale Kunstmuseum.

* Wir haben generell so viele Cafés besucht, es ist unglaublich.

Um 16 Uhr wurden wir beim Hotel abgeholt und zum Flughafen gebracht – dummerweise gelangten wir direkt in einen Stau und mal wieder war der Fahrer absolut verrückt, so dass wir ewig im Auto saßen aber trotzdem nicht so richtig schlafen konnten. Am Flughafen gab es nach dem Check-In keine spannenden Läden, wir aßen also vollkommen überteuertes Flughafenessen und warteten. Als es dann endlich Zeit war sich anzustellen bekam ich Nasenbluten. Das ständige Naseputzen rächte sich im perfekten Moment… Leider ist Nasenbluten aber kein Grund um das Flugzeug früher betreten zu dürfen, weswegen ich auf einen alten und äußerst eleganten japanischen Trick zurückgriff: Taschentuch rein und durch! 😉

Zurück zuhause waren wir um kurz vor zwölf und schliefen erstmal zehn Stunden. Korea gern nochmal. Nur nicht im Winter.