Auf Tuchfühlung mit dem Bär.

Letzten Sonntag waren wir in 吉祥寺 (Kichijôji), und nach langem Herumgelaufe dort dann im Loft. Dort hatte sich eine kleine Menschenmenge eingefunden und der Grund stand auch bereit: くまモン (Kumamon)!

Kumamon ist das Maskottchen der Präfektur Kumamoto und ein Bär. Die meisten Präfekturen und Städte haben Maskottchen, mal mehr und mal minder erfolgreich – Kumamon ist sehr, wenn nicht sogar zu erfolgreich. Es gibt wohl Stimmen, wonach zu viele Leute Kumamon nicht mit der Präfektur Kumamoto verbinden sondern als eigenständigen Charakter sehen. Laut des offiziellen Steckbriefs arbeitet Kumamon übrigens als verbeamteter Abteilungsleiter im Sales Department.

Ich kenne Kumamon erst, seit mein Schwiegervater der Arbeit wegen in Kumamoto war und uns allen Souvenirs mitgebracht hat. Seit dem hängt ein Kumamon mit ständig staunend aufgerissenen Mund an meiner Kamera.

Leider war die Show als wir im Loft angekommen waren schon fast vorbei, und wir konnten nur noch beim Pantomime zusehen. Als Kumamon dann den Laden verlassen hatte und die Absperrungen abgebaut waren begann auch sofort der Ansturm auf die verschiedenen Kumamon-Artikel.

Weil mir das ein wenig zu heftig war, haben mein Mann und ich uns erst im Rest des Ladens umgesehen, um dann noch ein, zwei Dinge zu ergattern: Ein paar Socken und ein Handtuch. So kann ich mir wenigstens vormachen, dass es zumindest Dinge sind, die ich auch verwenden werde. 😉

Den Rest des Nachmittags war ich dann recht aufgedreht. Ich habe Kumamon gesehen! Kumamon! Mein Schwiegervater war übrigens ganz neidisch, als ich ihm das erzählt habe. 🙂

Kein Freitagseintrag diese Woche, denn wir sind ab morgen in Taipei! Woohoo!

Sushi im Kreis.

Letzte Woche war ich das erste Mal beim 回転寿司 (Kaiten Sushi; Umdrehungs-Sushi?) in Japan. Die Besonderheit ist, dass das Sushi auf einem Laufband auf kleinen Tellern an einem vorbeifährt und zum Schluss nach Tellern abgerechnet wird. Das gibt es auch in Deutschland, zum Beispiel als „Sushi Circle“.

Der einzige Grund, dass ich vorher in Japan noch nie dort war ist, dass ich keinen Fisch mag. Ich kann Fisch essen, aber wenn es sich vermeiden lässt, halte ich Abstand. Sushi ist nun aber leider meist mit Fisch. Die Variationen ohne Fisch (mit Gurke, mit anderem Gemüse oder in Tofu-Taschen (いなり寿司; Inari Sushi)) esse ich aber sehr gern.

Entschieden haben wir uns für ein eher günstiges Ketten-Restaurant namens スシロー (Sushirô). Die meisten Teller kosten nur 105 Yen (ca. 1€), und schmecken tut’s trotz des geringen Preises durchaus. Die Japaner haben das mit dem Fisch auch einfach raus.

Auf dem Foto nicht zu sehen ist ein Touchscreen, auf dem man weiteres Essen bestellen kann, wenn es einem gerade nicht vor der Nase herumfährt. Jeder Tisch hat eine zugeordnete Farbe (unsere war 若草色; die Farbe von jungem Gras – oder auch „Neongrün“), und die bestellten Waren kommen in einer Schüssel in der Farbe des Tisches angerollt – nachdem es einen Alarm gibt, damit man’s bloß nicht verpasst. Das macht durchaus Spaß und an einem Nebentisch saß ein kleiner Knirps von etwa zwei Jahren, der immer wieder Sushi vom Laufband nahm und nur den Inhalt der Rollen aß – seine Mutter fand das nicht ganz so lustig, aber vielleicht sollte man auch keine kleinen Kinder direkt neben sich bewegendes Essen setzen.

Zum Schluss wurden die Teller gezählt. Wir hatten zwölf Teller mit Sushi, zwei Desserts und zwei Misosuppen mit Muscheln, und haben letztendlich (glaube ich) ca. 2,400Yen (24€) bezahlt. Ein guter Deal, finde ich.

Crossaint-Gyôza.

Meine Schwiegermutter hatte über’s Internet 餃子 (Gyôza) bestellt, die im Fernsehen vorgestellt wurden.

Gyôza sind Teigtaschen mit Fleisch- und Gemüsefüllung. Man bekommt sie in vielen Läden mit japanischen Speisen, manchmal aus Haupt-, meist als Nebengericht. Mal gebraten, mal gedämpft, mal gekocht. So gut wie immer lecker. Meine Freundin Anna und ich waren, als sie hier war, auch im 王将 (Ôshô), einer Restaurant-Kette, die auf Gyôza spezialisiert ist.

Sehen nicht so lecker aus, wie sie sind. 😉

Aber zurück zu den im Internet bestellten Gyôza. Erst wurde gesagt, bis zur Lieferung würde es zwei Monate dauern. Dann sechs. Dann kam vor einigen Wochen die E-Mail, dass die Gyôza endlich ankommen würden – nach eineinhalb Jahren.

Das besondere an diesen Gyôza ist wohl unter anderem der Teig, der ihnen den Namen Croissant-Gyôza eingebracht hat. Wenn man sie zubereitet ist die eine Seite ganz knusprig (wie Croissants außen) und die andere noch weich (wie Crossaints innen). So soll’s sein, so ist’s lecker.

Zehn Stück hat mir meine Schwiegermutter noch zum Mitnehmen gebraten, und wenn mein Ehemann nicht rechtzeitig zuhause ist, wird er wohl keine mehr abbekommen. 😉

Eineinhalb Jahre würde ich aber nicht drauf warten…

Sommerzeit ist Feuerwerkszeit!

Während in Deutschland zu Neujahr alle Feuerwerk in die Luft schießen, finden in Japan Feuerwerke im Sommer statt. Letztes Jahr wäre es unangebracht gewesen nach der großen Katastrophe in Ost-Japan groß zu feiern, weswegen so gut wie alle Feuerwerke abgesagt wurden. Dieses Jahr dann aber wieder!

Als eine meiner Freundinnen aus Berlin für eine Woche hier war, machten wir uns eines Samstagabends auf, um vom Fluss ein Feuerwerk im tokyoter Bezirk Sumida (墨田区) zu sehen. Das war zwar leider etwas weit weg und nur vom Fußgängerweg aus zu sehen, aber trotzdem schön. Zu dem Anlass hatte ich mich sogar in meinen Yukata geworfen, der aber nur in der Nähe des Flusses mit Wind erträglich war – ansonsten war es viel zu heiß dafür.

Letzten Samstag war das große Feuerwerk in  Ichikawa (市川市), dem besucherreichsten Feuerwerk Japans. Jedes Jahr reservieren sich viele Leute schon am Vortag einen guten Platz. Als wir am Morgen des Feuerwerks woanders hinfuhren, sahen wir am Bahnhof so einige Menschen in Yukata, und es war viel voller als normalerweise. Auf dem Rückweg zu meinen Schwiegereltern hatten schon einige ansässige Läden ihre Stände aufgebaut und versuchten Essen und alkoholische Getränke an den Mann zu bringen. Zum Glück können wir den größten Teil aber vom Balkon der Schwiegereltern verfolgen, nur ein Dach stört ein wenig und aus dem zweiten Stock (erstes Obergeschoss*) hat man natürlich nicht die Bombenaussicht. Trotzdem auf jeden Fall besser als sich zwischen schwitzende Menschen zu drängeln.

* Es gibt in Japan die Bezeichnung „Erdgeschoss“ nicht. Was im Deutschen das Erdgeschoss wäre, ist hier schon der erste Stock.

Also standen mein Schwiegervater und ich auf dem Balkon und machten Fotos vom Feuerwerk. Die ersten dreißig Minuten zumindest, danach war es ziemlich eintönig, und wir haben uns wieder ins Haus bewegt. Aus mir unerfindlichen Gründen dauern die Feuerwerke hier alle mindestens eine Stunde, in der sich der Aaaah!- und Ooooh!-Effekt dann doch etwas abnutzt.

Deswegen haben wir dann leider auch das herzförmige Feuerwerk komplett verpasst, das wären sicher auch schöne Fotos geworden.

Wenn man Japan im Sommer besucht, und somit in der absolut schrecklichsten Jahreszeit ins Land kommt, sollte man sich zumindest mit einem schönen Feuerwerk trösten. Feuerwerke finden typischerweise im Juli und August statt, nähere Informationen gibt es bei Walkerplus (Japanisch).

Für nächstes Jahr kaufe ich meinem Mann auch einen Yukata, an Männern sehen die nämlich gar nicht schlecht aus. Wann auch immer er den dann tragen wird…

Deutschland in Japan: Deutschlandtag.

Nach einiger Zeit Pause, melde ich mich wieder zurück. Es ist schon August! Wie konnte das passieren? In zehn Tagen sind wir schon in Taipei!

Mit meinem Besuch aus Deutschland habe ich eigentlich nur Orte besucht, über die ich schonmal geschrieben habe, von daher gibt es keinen großen neuen Erkenntnisgewinn, es hat aber trotzdem Spaß gemacht. Am ersten Tag auf Arbeit nach meinem Urlaub habe ich mich dabei ertappt zwischendurch Deutsch zu sprechen.

Bei uns in der Nähe war ドイツ・デイ (Doitsu Day, Deutschlandtag), und ich bin mit den Schwiegereltern hingefahren. Es gab einen Ampelmann-Stand (es gibt inzwischen zwei Läden in Tokyo, die Ampelmann-Sachen verkaufen), einen Stand mit Bier und einen mit Würstchen. Dazu noch ein paar Informationen über (Süd)-Deutschland, und das war’s. Etwas schade, ich hätte gedacht, dass ich zumindest noch eine deutsche Bäckerei einfindet, so war das etwas wenig.

Auf einer Bühne spielten erst Japaner Alpenlieder, bis dann „echte Deutsche“ aus der Partnerstadt Rosenheim in Tracht Heimatmusik spielten. Das waren auch die einzigen Deutschen auf dem ganzen Deutschlandtag, alle Stände wurden von Japanern betrieben. Damals, als ich kurzzeitig in einem deutschen Restaurant arbeitete, waren zumindest die Kellner deutsch oder sprachen Deutsch, während in der Küche alles auf Japanisch ablief. 😉

Die Präfektur Chiba (in der wir wohnen) ist Partner der Stadt Düsseldorf, wo jedes Jahr der Japantag veranstaltet wird. Den kenne ich zwar nur von Fotos und Erzählungen, aber unser kleiner Deutschlandtag, von den Organisatoren direkt in Zusammenhang mit dem Japantag gebracht, konnte da absolut nicht mithalten. Nicht, dass ich das erwartet hätte, wir haben hier einfach auch keine deutsche Community, aber mehr als einen deutschen Essens- und einen Getränkestand hätte man schon hinstellen können.

Alles in allem eine schöne Idee, zu der auch viele Deutschlandinteressierte gekommen sind, die aber vom Angebot her absolut ausbaufähig ist.