Wir machen Fernsehen.

Pünktlich zum Wochenende sind die Temperaturen von über 30°C auf 20°C gefallen. Jetzt am Montag haben wir wieder Höchsttemperaturen von 29°C. Na vielen Dank!

IMGP1529Da wir aber nicht gut darin sind einfach zu Hause zu hocken, suchten wir nach irgendetwas, wo wir im Warmen sein könnten. Und fanden das NHK Broadcasting Museum (放送博物館) in der Nähe des Tokyo Towers, wo man sich durch die Geschichte des Rundfunks in Japan vorführen lassen kann. Das ist kostenlos und ganz interessant.

Unter anderem gibt es ein TV-Studio, mit vielen Kameras, mit denen man herumspielen darf, und einem Nachrichten-Tisch. Große Kameras mag ich ja, aber sonst war das eher eine Spielerei für Leute, denen der Rest zu trocken ist und die auch kaum erläutert wurde.IMGP1538Ich fand aber den Rest des Museums gar nicht fad, weil viele alte Radio- und Fernsehgeräte ausgestellt sind und man sich alte Tonstücke anhören kann – u.A. den Ausruf des Kriegsendes und Radio-Englischunterricht aus vor vielen Jahren. Das ist schon faszinierend aus Zeiten zu hören, in denen das Radio noch um einiges wichtiger war als jetzt, wo wir alle ständig vernetzt sind und uns informieren können.

Ohne Japanischkenntnisse bringt das Museum einem nicht viel, weil die Ausstellungsstücke meist nicht auf Englisch erklärt werden, aber ansonsten war es superspannend. Falls es doch zu langweilig sein sollte kann man auch einfach zum Tokyo Tower laufen, der im Vergleich zum Skytree ganz winzig aussieht, aber natürlich noch immer jeden Schönheitswettbewerb gewinnen würde.

Wir waren hinterher in Akasaka und haben Kuchen gegessen, um den Sonntag entspannt auslaufen zu lassen. 🙂

Ich wünsche euch eine schöne Woche!

P.S. Ab Mittwoch ist eine liebe Freundin bei mir, und weil wir weniger Zeit damit verbringen wollen im Internet zu hängen, und mehr damit, Dinge zu erleben, gibt es eine kleine Pause bis zum 3. August (Freitag). Bis dann!

Auf nach Mini-Korea.

Während Korea für viele Japaner geschichtlich bedingt nicht immer das Lieblingsland war und teils noch immer nicht ist, schaffen es seit der Jahrtausendwende immer mehr koreanische Popgruppen und Serien den Sprung nach Japan. Das nennt sich koreanische Welle (韓流). Die Hauptzielgruppe sind dabei Frauen, die sich in einen schnuckeligen Koreaner vergucken können. Es gibt natürlich auch viel Kritik, vor allem wegen der Zustände in der koreanischen Unterhaltungsindustrie, von denen ich nur oberflächlich weiß und um die es gar nicht gehen soll.

Seoul ist das zweitliebste Reiseziel der Japaner (nach Hawaii), es gibt unglaublich viele Koreanischschulen und in einigen Kettenrestaurants und -izakaya gibt es koreanisches Essen. Korea ist also präsent. Koreaner auch.

Letzten Dienstag war ich mit einer Freundin in Shinōkubo (新大久保), dem tokyoter Korean Town. In den Straßen zwischen dem Bahnhof Shinōkubo, auf der Yamanote-Linie und dem Amüsierviertel Kabukichō befinden sich zahlreiche koreanische Läden, hauptsächlich spezialisiert auf koreanisches Make-Up*, Essen und Star-Anbetungs-Materialien.

* Zumindest Skinfood, Missha und Etude House (Links jeweils auf die japanische Seite) haben auch eigene Läden in anderen Teilen Tokyos.

IMGP1491Für das koreanische Star-Zeugs waren wir nicht zu haben, für Essen und Kosmetik dann schon eher. In den unglaublich vielen Kosmetik-Läden (leider oft mit sehr ähnlichem Sortiment), gab es mehr Cremes, Peelings, Masken und andere Pflegeutensilien als dekorative Kosmetik. Dafür aber Massen, und so vieles, was ich gern ausprobiert hätte, aber wie viele Reinungsschäume braucht ein einzelner Mensch?

Ich habe letztendlich eine Fußmaske, die wie eine Socke funktioniert und mich deswegen fasziniert hat, und ein Aloe Vera Gel gekauft. Also absolut im überschaubaren Rahmen.

Wie auch in japanischer Kosmetik findet sich in koreanischer oft ein Hautaufheller, der die Melaninproduktion senken soll.

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Gegessen haben wir unter anderem bei Yofrutto, die Yogurt (normal und auch frozen) mit verschiedenen Toppings verkaufen. Die dort arbeitenden Koreaner waren ganz erstaunt, dass wir Japanisch sprechen, und ich bin mir sicher, dass sie dann auf Koreanisch über uns redeten. Alternativ ist das einfach meine paranoide Seite, die das so wahrgenommen hat.

Nett waren sie trotzdem, und wir konnten im engbesetzten Laden sogar einen Tisch für uns finden und auf dem Fernseher an der Wand liefen koreanische Musik-Videos. Ich würde sagen, dass 90% der Kunden weiblich waren, alle Mitarbeiter männlich. Man sieht, die koreanische Welle ist hauptsächlich ein weibliches Phänomen. 😉 Koreanische Männer werden in Serien natürlich als die allertollsten gezeigt, wie das bei Märchenprinzen im Fernsehen so ist, und irgendjemand hat den japanischen Fans verschwiegen, dass die Wirklichkeit nicht immer ganz so rosig ist.

Aber eigentlich geht es ja nicht darum, sondern um Frozen Yogurt! Der sollte viel mehr angeboten werden, am besten direkt vor meiner Haustür! Ob der dann koreanisch ist oder nicht, ist mir eigentlich latte. 😉

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Während es recht viele koreanische Restaurants in der Gegend gibt, beschränkten wir uns auf kleinere Dinge, wie auch diese kleinen Donuts aus Mochi-Reis, die es bei Snow Spoon gibt.

Meiner war mit Kakao, der meiner Freundin mit Erdnuss besprenkelt und mit Anko-Füllung. Als ich ein Foto machen wollte, fiel mir natürlich erstmal mein Donut herunter, ich bekam von den netten Mitarbeitern des Ladens einen neuen geschenkt. Glück gehabt, denn die waren wirklich lecker.

In Shinôkubo finden sich übrigens auch ziemlich riesige Supermärkte mit koreanischen Produkten in alle Richtungen. Ich suche noch immer nach dem Sirup für dieses Aloe Vera-Getränk, aber irgendwie habe ich das nur einmal in Berlin gefunden, hier gibt es das nur schon fertig in Flaschen, die mir zu teuer sind.

Um unsere Reise nach Mini-Korea zu planen hat sich die Seite WOW新大久保 (auf Japanisch) als sehr hilfreich erwiesen. Dort gibt es eine Übersichtskarte und auch Läden nach Thema geordnet. Was mich ein wenig irrtiert, ist der Bereich der Seite, der sich ausschließlich damit beschäftigt koreanische Männer vorzustellen, die in Shinôkubo arbeiten. Das ist mir dann ein wenig zu sehr „Komm nach Shinôkubo, schleppe einen heißen Koreaner ab!“

Insgesamt hatten wir großen Spaß in Korean Town, und wenn nicht für Make-Up, lohnt sich der Weg auch nur für’s Essen und das internationalere Flair, das im Vergleich zu meinem Wohnort am Stadtrand herrscht. 10% der dort lebenden Menschen sind nämlich Ausländer, das wäre in Deutschland Durchschnitt, hier ist es schon eine kleine Sensation 😉

Freiwillig schwitzen.

Für’s neue Jahr hatte ich mir ja unter anderem vorgenommen mehr Sport zu machen. „Mehr Sport“ ist in meinem Fall nicht ganz so schwer, denn ich mache eigentlich überhaupt keinen. Aufgrund dessen habe ich einige körperliche Problemchen*, die ich eigentlich nicht haben sollte, und angeblich fühlt man sich mit Sport viel besser, also habe ich das mal ausprobiert.

* Nichts Ernstes. Wirklich.

Meine Wahl fiel auf Yoga. Yoga ist nicht nur gegen generell alles gut, sondern soll auch ausgleichend auf die Seele wirken – ein schöner Nebeneffekt, auf den sich sicher auch mein Mann sehr freut. Also habe ich nach Yoga-Studios in der Nähe gesucht und wurde tatsächlich fündig! Wer hätte das gedacht, auf dem Dorf im tokyoter Umland 😉 Flugs eine Probestunde gebucht, schnell noch eine sporttaugliche Hose gekauft, und zwei Wochen später (ich wollte mich ja nicht hetzen) ging es nach der Arbeit hin.

yoga

Während ich wusste, dass es sich bei dem Yoga-Studio um ein Hot Yoga-Studio handelt, ging ich wie selbstverständlich davon aus, dass „Basic Yoga“ bei normaler Raumtemperatur abgehalten werden würde – weit gefehlt. 38°C, 65% Luftfeuchtigkeit und ich schon vorher halb vor der Verzweiflung. Würde ich das überhaupt überleben?

Wie ihr seht habe ich überlebt, und es war auch gar nicht schrecklich 🙂 Die Übungen gingen fast alle ganz gut, ich habe mal Muskeln benutzt, die sonst eher gering beansprucht wurden, und ich habe geschwitzt wie ein Wasserfall. Für’s Schwitzen muss man im japanischen Sommer eigentlich nicht zum Hot Yoga gehen, aber in einem kontrollierten Rahmen und mit genug Abstand zum nächsten Menschen ist das eigentlich sogar mal ganz angenehm.

Hauptsächlich geht es natürlich trotzdem ums Atmen, was mir geholfen hat ein wenig vom ganzen Alltag runterzukommen. Ganz entspannt und leicht wie eine Feder ging es also nach Hause.

Am nächsten Tag hatte ich Muskelkater. Bitte nicht rumfabulieren, warum und weshalb, ich bin mir ziemlich sicher, dass es daran liegt, dass ich in der Oberstufe zu oft meine Sportsachen zuhause „vergessen“ habe.

Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen im August dann wirklich anzufangen. Der Juli ist dadurch, dass eine Freundin für eine Woche hier ist, schon recht verplant, und ich will nicht für etwas bezahlen, was ich nicht in Anspruch nehme. Wird auch so teuer genug, auch wenn es höchste Eisenbahn wurde, dass ich mir Hobbies anschaffe.

In Japan war was.

Sobald in Japan irgendetwas geschieht, was auch in deutschen Medien Beachtung geschenkt bekommt, bekomme ich besorgte Nachrichten, ob denn alles in Ordnung wäre. Nach starken Regenfällen gibt es Überschwemmungen in Ôita und Kumamoto im Süden Japans bekam ich diesmal von der Mutter einer Freundin die Frage, ob alles in Ordnung sei, sonst auch gerne mal von sämtlicher Verwandtschaft.

Das hängt damit zusammen, dass auf Nachrichtenseiten (und wahrscheinlich auch im Fernsehen) nicht darauf eingegangen wird, wo genau im Lande denn etwas passiert ist. Für den normalen Leser oder Zuschauer ist das auch nicht besonders relevant, für jemanden, der jemanden in Japan kennt, schon eher.

Japan ist flächenmäßig ein wenig größer als Deutschland, doch die Fläche ist ganz anders verteilt – in die Länge nämlich. So gibt es 北海道 (Hokkaidô), wo vor Jahren die olympischen Winterspiele stattfanden (soll heißen, es gibt Schnee. Viel davon.) und aber auch 沖縄 (Okinawa), dessen Ausläufer-Inseln näher an Taiwan als an Japan liegen, wo Palmen sich im Wind wiegen und die durchschnittliche Temperatur im kältesten Monat des Jahres 18°C beträgt.

Originalkarte von LASDEC

In 千葉 (Chiba) leben wir, 福島 (Fukushima; die mit dem Atomunfall) liegt über 200 Kilometer von uns entfernt. Das ist in etwa so weit wie die Strecke von Berlin zum Kernkraftwerk Krümmel. Weiterhin gibt es in 北海道 (Hokkaidô) bekanntermaßen Bären, aber die sind zum Glück über 800 Kilometer weit weg. Da ist Stockholm näher an Berlin dran. Im südlichsten Süden des Landes liegt 石垣島 (Ishigakijima), wo wir unsere Flitterwoche verbracht haben. Von Tokyo bis dorthin sind es fast 2000 Kilometer und damit mehr als von Berlin nach Valencia.

Das gesamte Land ist ca. 3000 Kilometer lang, das entspricht der Luftstrecke zwischen Helsinki und Madrid. Auf Berlin übertragen war die Überschwemmung östlich von Paris, wir haben also absolut nichts mitbekommen. 🙂 Ich glaube, Sorgen muss man sich um uns erst machen, wenn etwas ausdrücklich in Tokyo passiert ist, ansonsten geht es uns gut.

Ist eben ein großes kleines Land, dieses Japan.

Die erste Stunde Koreanischunterricht.

Letzten Samstag hatte ich übrigens meine erste Koreanisch-Stunde. Wie vorhergesehen habe ich mich natürlich wie ein absoluter Idiot angestellt…

Den Unterricht gibt die Freundin einer Freundin, pro Einzelstunde kostet das 3,000Yen (ca. 30€), was um einiges billiger ist als in einer Sprachschule Unterricht zu nehmen. Die Lehrerin ist nicht nur als Koreanischlehrerin sondern auch als Übersetzerin tätig, hat demzufolge also ein absolut tolles Japanisch. Die Stunden sind allerdings für Japaner mit großer Begeisterung für koreanische Serien, Filme und Musik, und daher einigem Vorwissen, konzipiert.

In der ersten Stunde wurde ich erstmal ziemlich erschlagen. 😉 Worte, die ich lerne, sollen sofort im Unterricht verwendet werden, weswegen Begrüßung, Verabschiedung, Fragen nach dem Befinden usw. einen zu lernenden A4-Zettel füllen. Bei ersten zaghaften Versuchen der Lehrerin, mich mit den Vokabeln zu konfrontieren, gab ich aber eine eher jämmerliche Figur ab.

Während das Lesen und Schreiben im Koreanischen leichter ist als im Japanischen und ich das eigentlich auch schon im Selbststudium gelernt habe, habe ich mich im Schnecktentempo durchs Lesen gequält. Ojee…

Fremdsprachenlernen ist zum Glück für alle ein Prozess von quasi Null, das muss ich mir immer mal wieder ins Gedächtnis rufen. Derzeit schaue ich mir die Vokabeln jeden Tag mal an, und inzwischen geht es auch ein wenig besser. Das Ziel ist natürlich irgendwann so gut Koreanisch zu sprechen wie Japanisch*, aber das dürfte ein langer Weg werden. Verdient die Lehrerin halt noch ein paar Jahre an mir. Gönne ich ihr 😉

* Und irgendwann so gut Japanisch wie Deutsch. Man kann ja noch träumen.