Meine vier Stunden im Krankenhaus.

Ich war heute geschlagene vier Stunden im Krankenhaus. Gemeinsam mit der gesamten Bevölkerung im Rentenalter, scheinbar, in der Abteilung für Leute mit Verdauungsproblemen. Zum Glück hatte ich Mockingjay aus der Hunger Games-Reihe dabei, sonst hätte ich mich zu Tode gelangweilt, denn mein Smartphone hatte ich zuhause vergessen.

Als ich dann endlich zum Arzt reindurfte, tastete der kurz meinen Bauch ab (mit dem Special-Move aller Ärzte: „Ah, hier tut es also am meisten weh.“ und drück volle Kanne drauf), befragte mich ob es noch andere Symptome gäbe (nein), und beschloss dann mich einen Untersuchungsmarathon laufen zu lassen.

Erstmal Blut abnehmen lassen, wo die Zuständige ganz missbilligend auf die Spuren der letzten Blutabnahme am Dienstag reagierte.

Schwester: „Hat man Ihnen da zweimal in den Arm gestochen?“

Ich: „Ich weiß es nicht mehr. Ich habe auch nicht versucht hinzugucken.“

Ich mag Blutabnahmen nämlich gar nicht.

Danach ging es weiter zum Röntgen, wo ich mich erstmal in Krankenhauskleidung umziehen musste und daraufhin zwei Bilder von meinem Bauch gemacht wurden. Generell setzen die hier viel auf Röntgen, was ich aus Deutschland gar nicht so kenne. Am Dienstag wurde ja auch schon wieder ein Röntgenbild meiner Lunge gemacht. Damit bin ich dieses Jahr wahrscheinlich schon viermal geröntgt worden. Finde ich nicht ganz so super.

Auf jeden Fall durfte ich dann noch ein CT über mich ergehen lassen. Mit Kontrastmittel. Also wieder umziehen, Zugang (ich kenne die Fachterminologie nicht) legen und warten. Der Zugang tat insgesamt sogar noch etwas mehr weh, vor allem weil ich den Arm danach nicht so richtig frei bewegen konnte. Im CT-Raum stürmte dann der Oberarzt kurz aus seinem Quartier um mich ganz aufgeregt zu fragen, ob ich überhaupt Japanisch verstehen würde. Was ein Drama das gewesen wäre, bei so schweren Anweisungen wie „einatmen“ „Luft anhalten“ und „normal atmen“. Das Kontrastmittel wurde mir dann auch verabreicht, was für mich das erste Mal war, und plötzlich wurde mein Mund ganz heiß. Sehr mysteriös, mir wurde aber versichert, dass das normal sei und nach einer Minute klang es wieder ab. Also wieder umziehen und zurück zum Verdauungsspezialisten.

Der mir sagt, dass nichts Schlimmes ist. Ich habe zwar erhöhte Werte eines Entzündungsindikatoren im Blut, aber das im Blinddarm ist lediglich angesammelte Flüssigkeit (kein Eiter) und die Entzündung befindet sich wahrscheinlich im oberen Teil des Darms, der auch wehtat. Nichts, was man nicht mit Tabletten in den Griff bekommen könnte.

Und für diese Erkenntnis zahle ich trotz Versicherung 14,000Yen. Auch eine tolle Möglichkeit seinen Vormittag zu verbringen. Immerhin habe ich ein paar neue Wörter gelernt…

Schon wieder?

Ich muss klingen wie eine Dauerkranke, aber nachdem ich am Dienstag (gestern) den obligatorischen Gesundheits-Check hatte (alles klärchen übrigens, auch wenn die nicht nach viel geguckt haben), fing zuhause plötzlich mein Magen an wehzutun.

Eine Erklärung hatte ich natürlich sofort zur Hand: Von morgens um sieben bis nachmittags um vier hatte ich nichts gegessen, mein Magen rebellierte sicher nur aufgrund der konzentrierten Nahrungszuvor. Nichts, was man nicht mit ein wenig Schlaf hinbekommen könnte. Den habe ich aber erst gefunden, als mein Mann endlich zuhause war und mich ausgiebig bemitleiden konnte.

Dann erwache ich aber heute und musse feststellen, dass die gemeinen Schmerzen noch immer da sind. Egal, ist ja nicht das erste Mal dass mein Verdauungssystem herumzickt, Tabletten gegen Darmentzündung habe ich noch, erstmal nehmen. Auf Arbeit mache ich allen Kindern klar, dass wir heute nicht wie üblich toben können, weil „Claudia’s tummy is ouch ouch“. Das Mittagessen verdrücke ich trotzdem, ohne Nahrung im System bin ich nicht nur unausstehlich, sondern es entsteht auch die Frage wie mein Körper sich gegen Gemeinheiten wehren soll, wenn er keine Kraft hat? Das Ergebnis sind verstärkte Schmerzen. Im Sitzen geht’s, herumlaufen tut weh, mich zu irgendeinem kleinen Händchen runterbeugen noch viel mehr. Nicht unerträglich, aber besorgniserregend.

Am Nachmittag werde ich von der Schwiegermutter zum Arzt gezerrt, der mir per Ultraschall mitteilt, dass ich zumindest keine Nierensteine habe. Ach? Na das freut mich aber. Er ist aber auch kein Spezialist für Angelegenheiten des Darms, und verweist mich auf entweder das Notfallkrankenhaus oder ein normales Krankenhaus am nächsten Morgen. So richtig notfallig fühle ich mich aber nicht. Es tut halt weh, aber ich kann laufen. Dass ich diesen Eintrag verfasse zeugt sicher auch davon, dass ich nicht auf dem Sterbebett liege.

Ein Anruf auf Arbeit ergibt, dass die Exkursion am nächsten Tag wahrscheinlich wortwörtlich ins Wasser fällt, ich also zum Arzt gehen sollte. Wenn es eine Blinddarmentzündung sein sollte, würde das nur noch schlimmer werden je länger ich warte, und wenn ich ab nächster Woche ausfalle haben wir auf Arbeit dank Personalmangels ein riesiges Problem.

Und so werde ich den morgigen Morgen im Krankenhaus verbringen, vielen Leuten sagen, dass ich Japanisch spreche, und hoffentlich herausfinden, was jetzt schon wieder los ist mit meinem Magen. Wäre die Frist nicht schon abgelaufen, würde ich ihn gern gegen ein fehlerfrei funktionierendes Produkt umtauschen.

Miau, Miau, Miau.

Letzte Woche fragte mich eine Freundin, ob wir nicht zusammen in ein Katzen-Café (im Japanischen 猫カフェ (Neko-Café) oder 猫喫茶 (Neko-Kissa)) gehen wollen und ich sagte natürlich sofort zu!

IMGP1106

Dazu muss ich vielleicht erst einmal kurz erklären, was ein Katzen-Café ist und was man damit überhaupt will. In Tokyo dürfen in vielen Wohnungen keine Haustiere gehalten werden, weswegen man das entweder illegal machen und den Rauswurf befürchten, in eine teure Wohnung, in der Tiere erlaubt sind, ziehen oder sich gleich Wohnraum kaufen muss. Also hat kaum jemand eine Katze. Katzen sind aber toll, und wenn man sich mit welchen Treffen möchte, geht man eben ins Katzen-Café, wo sie in der Gegend umherdösen.

Man bezahlt pro Stunde einen Obolus, und kann, muss aber meist nicht, noch Getränke und leichte Speisen kaufen. Ursprünglich stammt die Idee aus Taiwan, wo sie bei japanischen Touristen dermaßen beliebt war, dass 2004 das erste Katzen-Café in Osaka eröffnet wurde. Für Tokyo sind inzwischen über 30 Läden auf der landesweiten Katzen-Café-Karte verzeichnet.

IMGP1164

Letztes Jahr waren mein Mann und ich bei CatMagic in Shinjuku (das ist so bekannt, dass es bei Google Maps sogar eine Streetview-Ansicht vom Innenraum gibt…) und fanden es aber nicht so toll. Das Café dort ist ziemlich winzig, die Katzen sind lethargisch und lassen sich auf kein Spielen ein, und generell war unser Eindruck nicht besonders gut. Süß waren die Tiere natürlich, aber ein bisschen taten sie uns auch leid. Was wird mit denen angestellt, dass sie dermaßen unbeeindruckt von allem sind und den normalen Spieltrieb verlieren? Den Laden empfehle ich also nicht. Warum ich erzähle, dass man auch einen blöden Laden erwischen kann? Weil der, in dem wir am Donnerstag waren, toll war.

Wir waren im Nekomaru Café East (猫まるカフェEast) in Kinshichō. Der Raum ist relativ groß, es gibt mehrere Tische an und Sofas auf die man sich setzen und verschiedene Bücher, Manga oder Zeitschriften lesen könnte, wenn man nicht von den vielen Katzen abgelenkt wäre, die sich durch den ganzen Raum verteilen und meist vor sich hindösen. Streicheln kann man sie,  Spielzeug steht auch bereit, und wir hatten viel Spaß sie einfach zu beobachten, wie sie ihrem unglaublich anstrengenden Katzenleben hinterhergingen. Falls es den Tieren zu viel werden sollte können sie durch zwei Löcher in der Wand in einen abgeschirmten Hinterraum verschwinden und sich vor den Menschen verstecken. Die Katzen wirkten auf uns sehr gepflegt und gesund und nicht lethargischer als es jede Katze von Natur aus ist.

IMGP1381

Die Angestellten dort sind auch sehr freundlich, und es gibt ein englisches Erklärblatt, damit man auch wirklich den gesamten Ablauf versteht. Während wir dort waren, war es nie so richtig voll, ein wenig gefüllter wurde es erst nach 18 Uhr. Als meine Freundin und ich zwischenzeitlich nur noch zu zweit im Laden waren, holte die Mitarbeiterin dort sogar zwei Neuzugänge von hinten heraus, um sie uns zu präsentieren – zwei kleine Kätzchen im Alter von drei Monaten, mit den Namen Ten („Punkt“, links) und Tenten („Punkte“, rechts). Süß!

IMGP1400

Im Café gibt es außerdem verschiedene Produkte mit Katzen-Thema zu kaufen, und für einen einmaligen Betrag von 315Yen kann man so viele Getränke aus einem Getränkeautomaten ziehen, wie man möchte. An Wochentagen beträgt der Preis pro Stunde 1,050Yen, und es gibt auch günstigere Pakete, wenn man länger bleibt, werktags von zwölf bis 18 Uhr zahlt man an Grundgebühr höchstens 2,100Yen. Wir waren für drei Stunden von 16 bis 19 Uhr dort und haben insgesamt, mit Getränken, 2,415 Yen bezahlt. 2,415Yen, die ich für absolut nicht verschwendet halte, denn Katzen sind nicht nur toll, sondern bringen einen auch ein wenig vom Alltag weg. Außerdem gab’s viele Katzenhaare kostenlos dazu 😉

Nekomaru Café gibt es nicht nur in Kinshichō sondern auch in Ueno, und ich kann es nur empfehlen. Kinder unter zwölf Jahren dürfen das Café nicht betreten, und auch bei Kindern über zwölf Jahren sollte man etwas mitbringen, dass ihr Alter verifiziert.

東京都墨田区錦糸2−5−11
Tokyo, Sumida, Kinshi 2-5-11

Sonne, scheine!

Wir machen morgen auf Arbeit kleine てるてる坊主 (Teruteru Bôzu), und weil ich dafür schon einen zuhause vorgebastelt habe, wollte ich kurz drüber schreiben.

Teruteru Bôzu ist eine kleine Figur, die aussieht wie ein Geist, und die für gutes Wetter sorgen soll. „Teru“ heißt „scheinen“ und ein Bôzu ist ein Mönch (oder auch nur jemand, der kurzgeschorene Haare hat).

Eigentlich ist der Teruteru Bôzu weiß und aus Papier, aber wir werden sie morgen in gelb und blau produzieren. Das hat auch, aber nicht nur, damit zu tun, dass es das Material nicht in weiß gab… 😉

Auch wenn im oben verlinkten Wikipedia-Artikel steht, dass ein Teruteru Bôzu mit Gesicht Regen bringt, habe ich hier im Gegenteil kaum mal welche ohne Gesicht gesehen – das wäre einfach nicht niedlich genug.

Es gibt natürlich auch ein Teruteru Bôzu-Lied, von dem die meisten aber nur die ersten zwei Zeilen kennen.

てるてる坊主 てる坊主 (Teruteru Bôzu, Teru Bôzu)
あした天気に しておくれ  (Ashita tenki ni shiteokure; Mach dass das Wetter morgen gut ist)
いつかの夢の 空のよに 晴れたら (itsuka no yume no sora no yô ni haretara; Wenn die Sonne so sehr scheint, wie in meinen Träumen)
金の鈴あげよ (kane no suzu ageyo; Gebe ich dir ein goldenes Glöckchen)

Die ersten beiden Zeilen werden in den nächsten zwei Strophen beigehalten und nur durch entweder

私の願いを 聞いたなら (Watashi no negai wo kiitara; Wenn du meinen Wunsch hörst/erfüllst)
あまいお酒を たんと飲ましょ (Amai osake wo tanto nomasho; gebe ich dir viel süßen Alkohol zu trinken)

oder

それでも曇って 泣いてたら (sore demo kumotte naitetara; Wenn es trotzdem wolkig und regnerisch* sein sollte)
そなたの首を チョンと切るぞ (Sonata no kubi wo chinto kiruzo; schneide ich dir den Hals durch)

ergänzt.
Jaja, die friedlebenden Japaner…

* 泣いてたら (naitetara) heißt eigentlich „wenn (jemand) weint“, ich bin mir nicht sicher, ob es darum geht, dass „die Wolken weinen“ (und ich weiß gar nicht, ob diese Ausdrucksweise im Japanischen gebräuchlich ist), oder dass der Sprecher weint. Regen erschien mir logischer.

Glaub mir doch!

Ich: Ich habe bei MUJI eine Kiste für meine Wintersachen gekauft.

Er: Und wo bringst du die unter?

Ich: In unserem Wandschrank oben.

Er: Die passt da bestimmt nicht rein.

Ich: Doch, die passt.

Er: Niemals!

Ich: Und ob die passt!

Er: Aber da oben ist doch kaum noch Platz.

Ich: Aber sie passt trotzdem rein.

Er: Und woher weißt du das?

Ich: Weil sie schon oben drin ist.

Er: Oh.

Aber erstmal diskutieren. Männer!

Die Existenz dieser Box erleichtert es mir natürlich ungemein, neue Klamotten zu kaufen, ist ja wieder Platz in meinem normalen Schrank. 😉