Deutschland in Japan: Hundefutter.

Letztens war ich im Baumarkt um einige Kleinigkeiten zu besorgen, als ich plötzlich eine Deutschlandfahne im Augenwinkel sah. Mit Schallgeschwindigkeit den Kopf gedreht und – Tada! – deutsches Hunde- und Katzenfutter (weiter unten, nicht auf dem Foto).

Angeblich eine Premium-Marke. In Deutschland kostet das aber sicher nicht über drei Euro pro Packung.

Die Krux mit den Kanji.

Nachdem ich den JLPT N1 bestanden habe, dachte ich, dass ich mich an meine nächste Schwachstelle wage: Kanji.

In Japan gibt es den 漢字検定 (Kanji-Kentei kurz auch 漢検 Kanken; Kanji-Zertifikat) auf zehn verschiedenen Levels bei denen eins das höchste ist. Level zehn ist das, was Erstklässler am Ende des Schuljahres können, Level eins ist Universitätslevel (oder höher).

Kanji sind an sich nur Lernsache, und viele habe ich auch einfach im Kopf behalten, weil ich sie so oft sehe. Bücher lesen ist eigentlich kein großes Problem (aktuell „Lakeside“ von Higashino Keigo), Schilder, E-Mails und ähnliche Späße sowieso nicht. Inzwischen glaube ich sogar, dass Kanji praktisch sind, denn Japanisch ist eine Sprache voller Homophone – die Kanji geben oft Aufschluss darüber, worum es eigentlich geht. Solange man Kanji nur lesen und an PC und Handy tippen müsste, wäre das alles gar kein Problem.

Der Test hat nun aber mehrere Teile:

① Neben die Kanji die Lesung schreiben. → Kein Problem, lesen kann ich ja.

② Zu einem Kanji jeweils zwei Lesungen angeben (im Kontext). → Meist auch kein Problem.

③ Aus drei Möglichkeiten das richtige Kanji für eine angegebene Lesung schreiben. → Alles klar.

④ Die Striche in Kanji zählen und bestimmen, der wievielte Strich ein bestimmter ist. → Ich bin als Linkshänder (darauf schiebe ich es einfach) eine große Null darin, Kanji in der richtigen Strichfolge zu schreiben, zählen geht so halbwegs.

⑤ Angeben welche Lesung (on- oder kun-Lesung) ein Kanji mit angegebener Lesung hat. → Auch kein Ding.

⑥* Den Gegensatz eines Wortes suchen und ein Kanji aufschreiben. → Was? Mit der Hand? Aus dem Gedächtnis?

* Es gibt insgesamt 11 Aufgaben, aber ich habe einfach die Aufzählung abgebrochen.

… Ich kann nicht aus dem Gedächtnis mit der Hand schreiben. Absolut gar nicht. Einige Kanji schon, aber die sind etwas erbärmlich, und reichen nicht einmal aus um einem Viertklässler (Kanken Level 7) Konkurrenz zu machen. Warum ich nicht schreiben kann, liegt auf der Hand: Wann muss ich es denn mal? Wenn es wirklich etwas gibt, tippe ich den Text vorher am PC und schreibe ihn ab. Kanji, die ich, wenn ich sie sehe, ohne Probleme lesen kann, kann ich mir einfach nicht bildlich vorstellen, wenn ich sie schreiben soll.

Damals, vor vielen Jahren, besuchte ich Volkshochschulkurse um Japanisch zu lernen, in denen dann nach Ewigkeiten, die man sich gelangweilt hatte, weil irgendjemand irgendetwas noch immer nicht begriffen hatte, gnädigerweise mal Kanji auf dem Plan standen – bis ich die Kurse aufgab wahrscheinlich so zehn. Da rächt sich das gemeine Selbststudium und die schöne neue Welt, in der man keine Briefe mehr schreibt!

Also muss ich das alles nachholen. Wenn die Lehrbücher (wie gesagt, für Viertklässler) keine putzigen Bildchen an allen Ecken und Enden hätten, käme ich mir dabei auch nicht so bescheuert vor…

Verjüngungskur.

Normalerweise habe ich auf Arbeit meine Haare immer im Pferdeschwanz. Das hat einfach etwas damit zu tun, dass ich mit den Kindern, die an kleinen Tischen sitzen, male, bastle und teils auch esse*, und sichtversperrende Haare sind dort im Weg.

* Im Erkältungszeitraum von November bis April sitzen wir meist an einem anderen Tisch, weil wir nicht noch mehr Keime brauchen, als wir sowieso abbekommen.

Derzeit haben wir aber keinen regulären Unterricht, sondern die japanischen Erzieherinnen kümmern sich um das Meiste, und wir Ausländer sind nur als Unterstützung dabei. Eigentlich gehen wir jeden Tag in den Park 😉

Deswegen kam ich heute mal mit offenen Haaren zur Arbeit.

Japanische Mitarbeiterin 1: Hast du dir die Haare geschnitten?

Ich: Was? Nein.

Australischer Mitarbeiter: Hast du dir die Haare kürzer schneiden lassen?

Ich: Nein, ich habe sie nur mal offen.

Japanische Mitarbeiterin 2: Hast du dir die Haare schneiden lassen?

Ich: Nein. (alles lacht)

Japanische Mitarbeiterin 1: Das ist nur, weil sie ihre Haare offen trägt.

Japanische Mitarbeiterin 2: Du siehst plötzlich voll jung aus.

Alle japanischen Mitarbeiterinnen: Das ist, weil sie jung ist!

Ach ist das schön. Meine Haare habe ich übrigens hinten das letzte Mal im Januar (glaube ich) schneiden lassen, und will eigentlich wieder mehr Länge haben, aber diese aalglatten Fusseln wachsen einfach nicht.

In Japan werde ich sowieso immer älter geschätzt als ich bin (22 übrigens), mein Mann aber auch, von daher ist das eigentlich wurscht. Am Samstag wurde uns beiden aber seperat von verschiedenen Leuten gesagt, dass wir uns langsam Kinder anschaffen sollten. Mir von einer Freundin, weil das Kind sicher total süß wäre, und meinem Mann von einem Mitarbeiter, warum auch immer. Wir warten da lieber noch mal ein bisschen, obwohl ich die Nummer Eins im Beliebtheitsranking bei den Babies auf Arbeit bin – vor allem bei den Jungs.

Schnief, Hatschi!

In Japan frühlingt es derzeit sehr.

Letzte Woche fing ich dann an Geräusche von mir zu geben, die sich nach sterbenden Schweinchen anhörten – Nase verstopft, Schmerzen in den Augen. Da wird gejammert, wozu ist man denn verheiratet. Ursache: Heuschnupfen? Hausstaub?

Ich weiß es nicht, nehme aber trotzdem Tabletten, die mein Mann noch herumliegen hatte.

In meiner Klasse habe ich ein kleines Mädchen, dass Heuschnupfen hat, und teils mit roten Augen in den Kindergarten kommt. Dass alle Kinder immer verstopfte Nasen haben, ist sowieso klar, wir rennen eigentlich den ganzen Tag mit Taschentüchern hinter ihnen her. Rotznasenalarm, Frühling, Sommer, Herbst und Winter!

Kamakura.

Am Dienstag war Feiertag und wir wollten mal wieder raus aus der Stadt. Mit der Bahn eineinhalb Stunden von unserem Zuhause entfernt liegt Kamakura.

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Kamakura könnte man als kleines Kyoto bezeichnen: Viele Tempel, viele Souvenir-Läden, viele Touristen.

Wir haben die Stadt mit dem Fahrrad erkundet, ausgeliehen gleich am Bahnhof, denn das Wetter war wunderschön und wir wollten nicht ständig in Bahnen und Bussen sitzen. Ohne Rad wären wir um einiges länger unterwegs gewesen, aber so war es ganz angenehm – auch wenn die ganze Stadt nur aus Hügeln zu bestehen scheint. Ansteigenden Hügeln, die nie absteigen.

Los ging es beim Tsurugaoka Hachimangū (鶴岡八幡宮), einem shintoistischen Schrein mit Omikuji-Automaten und vielen Tauben. Außerdem gesehen haben wir auch ein Eichhörnchen, dass ganz dreist Nüsse geklaut hat – aber dabei war es so fluffig…

Dort fand auch eine Hochzeit statt, vor all den Touristen. Uns wäre das gar nichts gewesen, da gefällt uns unser kleiner Tempel doch besser.

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Weiter ging es zum Zenibaraibenzaiten (銭洗弁財天), in dem man um monetäres Glück bitten kann, und Sasuke-Inari-Schrein (佐助稲荷神社), mit den charakteristischen roten Bögen (鳥居; Torii), zum Daibutsu (大仏), der großen Buddha-Statue.

Die ist zwar kleiner als andere und misst gerade einmal 13,35m, ist aber dennoch ein, wenn nicht das Wahrzeichen der Stadt. Demzufolge waren auch viele Touristen dort und mit dem Fahrrad gab es kaum noch Durchkommen. Die Statue hat schon mehrere Erdbeben überstanden, bei denen jeweils nur der Sockel beschädigt wurde. Inzwischen lagert sie wohl auf einem erdbebensicheren System, ist also wahrscheinlich beweglich. Am Rücken gibt es übrigens Klappen, die zur Belüftung geöffnet werden – man kann da nämlich unten rein. Das haben wir uns aber gespart, dafür war es viel zu voll.

In Kamakura waren übrigens auch recht viele Ausländer, und als wir an einer vorbeliefen gab es folgenden wunderbaren Dialog:

Mein Mann: Hast du gehört?

Ich: Was? Wer?

Mein Mann: Die Frau sprach total tolles Japanisch!

Ich: Warum sagst du das bei ihr nach drei Sekunden und bei mir werden Fehler rausgepickt?

Mein Mann: Weil du Japanerin bist.

Ich: …

Mein Mann: Nein, du bist halt ganz besonders!

Na dann.

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Bevor wir die Fahrräder wieder zurückgeben mussten, ging es noch zum Jōmyō-Tempel (浄妙寺), in dessen Garten wir uns ein wenig entspannen konnten. Dank der recht abseits gelegenen Lage ist es dort nicht allzu überfüllt – obwohl natürlich ein Feiertag an dem die Sonne scheint nicht der ideale Auslugstag ist, wenn man seine Ruhe haben möchte.

Ach, und wir haben die ersten Kirschblüten gesehen. Es ist inzwischen wieder Kirschblütenzeit, aber wir kommen einfach im täglichen Leben nicht an zu viele Orte mit vielen Kirschen. Schade eigentlich.

Uns hat der Ausflug auf jeden Fall ein wenig aufgeholfen, nachdem wir mit der Arbeit recht beschäftigt und nicht am Ende unserer Kräfte aber unserer Lust waren. Der Göttergatte ist jetzt auf einer anderen Baustelle und meine Klasse hat bald eine andere Zusammensetzung, denn das Anfang des neuen Schuljahres naht. Bis dahin!