Nach einer wahren Begebenheit.

Wie viele Japaner braucht man um im öffentlichen Raum eine Glühbirne zu wechseln?

Vier. Einer hält die Leiter, einer dreht die Glühbirne rein und zwei Japaner leiten die Menschen um, damit sie nicht gegen die Leiter laufen. Selbiges gilt für Baustellen, Baumstutzarbeiten und generell alles. Kein Wunder, dass die Arbeitslosigkeitsrate so gering ist.

Faltekäfer.

Heute habe ich erfahren, dass wir auf Arbeit haufenweise Bastelbücher für Kinder haben! Super, da kann ich doch gleich mal versuchen, Origami-Tiere zu falten. Eigentlich hatte ich vor, das während des Mittagschlafs der Kinder auszuprobieren, aber dann gab es großes Theater und ich musste helfen Kinder zum Einschlafen zu bringen. Wer holt eigentlich Kinder, kurz bevor die Erzieherin es endlich geschafft hat, es wegrüsseln* zu lassen, ab? Gemeinheit!

* Ist „wegrüsseln“ ein Wort, das nur mein Vater verwendet?

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Da ich aber wirklich gern auch in der Summer School mit meinen Schülern, wenn sie grad nichts Anderes zu tun haben, Origami machen würde, habe ich mir, pflichtbewusst wie immer, drei Seiten aus dem Heft kopiert, drei Blatt Origamipapier (farbig und rechteckig) geschnappt, und zuhause versucht, die Tierchen nachzufalten.

Für den Schröter hat es noch gereicht, für den Kabuto (Japanischer Nashorn-Käfer) leider nicht. Mal schauen, was es in den Zeitschriften noch so für Tierchen gibt. Der Herr Ehemann ist ja derzeit nicht zuhause (sondern über die Firma für eine Woche am Lernen in Weit-weit-weg), da böte es sich an als Nebenprojekt* einfache Origamis zu basteln. Und irgendwann, ja irgendwann, werde ich vielleicht auch besser.

* Das Hauptprojekt lautet „Panda-Brot backen“!

Mail-Verkehr.

Der Göttergatte ist ab heute für eine Woche in Weit-weit-weg, um zu lernen. Eigentlich.

Er: Ab jetzt ist Training für’s Kappa-Fest!

Ich: Was für ein Kappa-Fest?

Er: Ein Fest halt. Aber sie haben gesagt, dass ich nicht mitmachen kann.

Ich: Nicht weinen!  Das ist nur, weil du zu cool bist!

Er: Sie haben gesagt, dass es ist, weil die Klamotten nicht reichen.

Ich: Ich finde meinen ausgedachten Grund besser.

Er: Ich auch.

Yukata für Faule und für Fleißige.

Da wir ja noch immer Sommer haben (auch wenn es morgens recht angenehm kühl ist), dachte ich mir, dass ich einfach weiter über traditionelle japanische Bekleidung spreche.

Ich finde es übrigens sehr schön, dass in Japan auch Kleidung, die es seit anno dazumal gibt, noch getragen wird. Vielleicht nicht jeden Tag, sondern nur zu bestimmten Anlässen, aber immerhin oft genug, als dass jedes Jahr viele der großen Modelabels ihre eigenen Yukata herausbringen. Das ist mal mehr und mal weniger erschwinglich, aber wenn man wirklich nicht zu viel Geld ausgeben will bekommt man ein Set meist schon ab 26€.

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Zum Yukata gehört immer auch der Obi, um das ganze Konstrukt zusammen zu halten. Eigentlich ist ein Obi einfach ein breiteres Stoffband, meist 3,6 m lang, das kunstvoll um den Oberkörper gewickelt wird. Wer sich das mal anschauen will, kann gern auf der Seite Yukatalism gucken, die ist zwar leider auf Japanisch dafür aber mit Animationen. Auf Videos sieht man meist nicht genau, was die Person da überhaupt veranstaltet, da sind Animationen sehr viel einfacher zu handhaben.

Als der Göttergatte und ich letztes Jahr in Hakone waren, gab es im Hotel Yukatas kostenlos auszuleihen, plus Obi. Die waren zwar etwas sehr schmal, weswegen die Schleife auf dem Bild nicht ganz eindrucksvoll ist, aber nach 45 Minuten und vor der Feststellung, dass es im Hotel einen Service gibt, der einem das bindet, hatten wir es endlich geschafft. (Falls jemand meckern will, dass der Yukata nicht gefaltet ist: Er war einfach zu kurz.)

Die Enttäuschung kam dann, als wir zum Essen gingen und alle anderen ihren Yukata einfach irgendwie gebunden hatten, weil die meisten Japaner das einfach nicht mehr können – dabei ist es wirklich nicht schwer. Damit die Japaner aber nicht völlig frustriert verzweifeln, verkaufen die meisten Läden vorgebundene Obi. So einer ist auch an meinem neuen Yukata befestigt.

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Dabei ist der Obi quasi ein Stoffschlauch mit Elastikband, und die Schleife wird einfach eingehakt. Geht natürlich viel schneller, sieht aber meiner Meinung nach nicht so schön aus, zumal mir die blöde Schleife im Gedrängel hin- und herrutschte. Entweder muss ich also lernen, die Schleife ordentlich zu befestigen (da gibt es sicher auch eine Möglichkeit), oder ich muss mir normale Obis anschaffen, und das brav selbst binden.

Man sieht übrigens auch öfter alte Damen im Kimono herumlaufen, und wenn ich einfach davon ausgehe, dass die sich selbst anziehen – nicht schlecht! Meinen Kimono-Kurs werden wir aber wohl verschieben müssen.

花火. Feuerwerk

Anders als in Deutschland, wird in Japan zu Neujahr kein Feuerwerk veranstaltet. Das fand ich anfangs etwas befremdlich, aber nun ja. Statt nur an einem Tag, gibt es in Japan im Sommer an vielen Tagen Feuerwerke, die man sich des Abends ansehen kann. Durch die Katastrophe im Frühling wurden dieses Jahr aber sehr viele Feuerwerke abgesagt, denn es passt einfach nicht, dass in Tokyo große Feuerwerke veranstaltet werden, während in den betroffenen Regionen noch immer ein Ausnahmezustand herrscht. In solchen Fällen muss man sich das Feuerwerk selbst veranstalten.

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Am Samstag trafen mein Mann und ich uns abends mit Studienfreunden von ihm am Tamagawa, das ist ein Fluss, der zwischen Tokyo und Kanagawa verläuft. Am Tamagawa hatten sich viele Leute versammelt, als wir ankamen, gingen die meisten aber schon wieder nach Hause, denn es war klar geworden, dass kein großes Feuerwerk stattfinden würde.

Das ist natürlich kein Grund für uns aufzugeben! Also haben wir erst gegrillt, um dann später, als es schon dunkel geworden war, unsere bengalischen Feuer und Wunderkerzen an den Kohlen zu entzünden. Ein Wassereimer stand auch bereit, damit wir nicht das bisschen Natur, das Tokyo zu bieten hat, abfackeln würden. Haben wir auch nicht gemacht. Allerdings war es nach einiger Zeit nur noch rauchig, weil 16 Leute parallel mit Feuerwerk hantiert haben. Spaß hat es dennoch auf jeden Fall gemacht, und zum Schluss wurden noch die größeren Feuerwerke gezündet, was ein bisschen gefährlicher war, weil wir nicht wussten, in welchem Pappgerüst was steckt. Aber, wir haben alle überlebt. Ein Glück.